Johnson Controls: Die Furcht vor dem Riesen

Beim SPD-Stammtisch wurde über die Ansiedlung von Johnson Controls diskutiert.

Haan. Unsicherheit und viele offene Fragen prägten die Stimmung beim SPD-Stammtisch am Donnerstagabend. Thema des für alle Bürger offenen Treffens war die bevorstehende Ansiedlung der Firma Johnson Controls. Rund 30 Gäste hatten sich eingefunden, um zu diskutieren: Ist die Ansiedlung des amerikanischen Großkonzerns, der im Technologiepark Haan eine Fläche von 150 000 Quadratmeter beziehen will, Fluch oder Segen?

„Ich habe viele Mails mit Fragen zu Johnson Controls bekommen. Deshalb haben wir eingeladen. Es geht nicht darum, Johnson Controls zu verteufeln“, sagte der SPD-Vorsitzende Bernd Stracke eingangs. Vertreter von Stadtverwaltung und des Unternehmens hätten eine Einladung Strackes abgesagt: „Wenn Rat oder Bürgermeister einladen, wollen Vertreter des Unternehmens kommen“, sagte Stracke. Der Bürgermeister erbitte sich noch Zeit, bis „manche Dinge in trockenen Tüchern sind“, sagte Stracke. Knut vom Bovert habe eine Versammlung gegen Ende des Jahres vorgeschlagen.

„Wir begleiten den Ansiedlungsprozess“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Wilfried Pohler zu Beginn der Diskussion. Die Öffentlichkeit solle im Rahmen der üblichen Bürgerbeteiligungen — zum Beispiel durch eine Bebauungsplanauslage — mit ins Boot geholt werden. Viele Gäste empfanden das als zu spät. Gerhard Giesink konterte: „Ich finde es toll, dass so eine Firma kommt. Aber ich bin dagegen, dass geheimnisvoll getan und gesagt wird, alles wäre juristisch einwandfrei, und schlagartig keine Informationen mehr fließen.“

Die verkehrstechnische Erschließung an den Technologiepark wurde lebhaft diskutiert. „Die Ansiedlung von 2800 Mitarbeitern birgt Ängste, weil keiner weiß, wie die Gruitener Straße damit zurecht kommt“, sagte SPD-Ratsherr Walter Drennhaus. „Der Verkehr an der Polnischen Mütze ist heute schon desaströs. Wenn das nicht vorher geklärt wird, ist das zum Ärger von allen Beteiligten“, sagte Giesink mit Nachdruck und erntete dafür zahlreiches Kopfnicken der Anwesenden.

Als problematisch sah Karl-Heinz Selbach die Frage an, ob die Stadt sich quasi von einem einzelnen großen Unternehmen abhängig machen will: „Die Verwaltung muss Johnson Controls fragen, ob sie nachhaltig Gewinne machen.“ Die Gewerbesteuer solle nicht an Haan vorbei fließen. Karlo Sattler fragte nach dem Sinn der Anlage: „Auf so einer großen Fläche werden sicher nicht nur Prototypen hergestellt“, spekulierte er. Hardy Berlin forderte auf, sich vom klassischen Betriebsdenken zu lösen. Johnson Controls sei ein Weltkonzern: „Ich befürchte, dass wir in Haan damit überfordert sind.“

Neben dem möglichen Gewerbesteuerzugewinn konnten sich viele der Anwesenden aber auch Chancen durch die Ansiedlung vorstellen. „Vielleicht ziehen von den Mitarbeiten einige junge Familien nach Haan“, stellte Walter Drennhaus in den Raum.

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