Interview mit Horst Welke: Der Mann hinter den Festen

Nach vielen Lebensstationen wurde Horst Welke an der Itter sesshaft. Dort prägte er über Jahrzehnte das Stadtleben.

Hilden. Gäbe es einen bunten Hund in Hilden, Horst Welke (80) würde ihn alt aussehen lassen. Jahrzehnte seines Lebens hat er der Itterstadt gewidmet. Dementsprechend bekannt ist er in der Stadt. Zeit, ihm einen Besuch abzustatten und über ihn und seine Beziehung zur Itterstadt zu reden.

Herr Welke, Glückwunsch zum 80. Geburtstag. Ein Grund, um zurückzublicken. Hätte etwas besser laufen können, in Ihrem Leben?

Host Welke: Nein. Ich habe eine sehr schöne Kindheit und Jugend auf dem Gut meiner Großeltern verlebt und hatte das Glück, dort mitten in der Natur zu leben und mein Können mit der Flinte unter Beweis zu stellen. Auch wenn ich kein guter Schüler war, habe ich die Schule trotz zwischenzeitlicher Flucht von Westpreußen nach Holstein beendet und darauf mein Bauingenieurstudium in Gießen absolviert.

Westpreußen, Holstein, Hessen — wie sind Sie ausgerechnet nach Hilden gekommen?

Welke: Das war der reine Zufall. In meinen Wanderjahren war ich in Leverkusen, dann in Wesel und schließlich auch in Düsseldorf. Dort habe ich mich 1968 selbstständig gemacht, weil ich nicht mehr fremdbestimmt sein wollte. 1974 habe ich dann in Hilden eine Eigentumswohnung gefunden, gekauft und bin dort eingezogen.

Sie waren 30 Jahre lang im Stadtrat. Was hat Sie zur Politik gebracht?

Welke: Am 17. Mai 1961, also schon in Leverkusen, bin ich FDP- Mitglied geworden — ich mochte einfach den Freiheitsgedanken, der hinter dieser Partei steht. Als ich in Hilden ankam, kannte ich noch niemanden und habe mich deshalb aktiv in der ansässigen Partei engagiert. Glücklicherweise waren damals gerade Wahlen und dort wurde ich dann als Nummer drei aufgestellt. So bin ich in den Rat gewählt worden und durfte später auch das Amt des Fraktions- beziehungsweise Ortsvorsitzenden bekleiden.

Als Politiker haben sie das Leben in Hilden geprägt. Sie gelten etwa als Initiator des Weihnachtsmarktes.

Welke: 1976 sprach mich der SPD-Ratskollege Fritz von Gehlen an. Er fragte mich, ob ich den Vorsitz der Werbegemeinschaft übernehmen würde. Das habe ich gemacht und als erstes schaute ich mir den Kassenbestand an. Über die Mitgliedsbeiträge kamen nur 16 000 Mark rein, aber alleine die Weihnachtsbeleuchtung, welche die Werbegemeinschaft jedes Jahr aufbaute, kostete schon 20 000 Mark. Das bedeutete ein jährliches Defizit. Um etwas Geld in die Vereinskasse zu bekommen, kam ich auf die Idee, einen Weihnachtsmarkt zu machen. Mit 20 Holzbuden fing alles an — und schon ein Jahr später waren es bereits 40 Buden.

Auch das Itterfest trägt Ihre Handschrift. Wie kamen Sie auf die Idee?

Welke: In Hilden gab es die städtisch organisierte Herbstkirmes. Diese schlief allerdings nach und nach ein. 1978 kam der Schausteller Roland Herwig auf mich zu und gemeinsam organisierten wir das Itterfest, das ich bis vor zwei Jahren immer wieder organisiert habe.

Fiel es Ihnen nach einer so langen Zeit nicht schwer, das Zepter abzugeben?

Welke: Nein, es war einfach Zeit. Sie müssen sich mal vorstellen, um was man sich da alles kümmern muss. Gesundheitlich war das einfach nicht mehr möglich.

Sie sind auch Träger des Bundesverdienstkreuzes. Wie kam es zu der Ehre?

Welke: Das ist eine berechtigte Frage. Denn als ich im August 1986 den Anruf bekam, dass ich das Bundesverdienstkreuz am Bande überreicht bekommen soll, fiel auch ich aus allen Wolken. Jedoch war ich auch angenehm überrascht. Ein Hildener Bürger hatte mich in einem Brief an den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau vorgeschlagen.

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