NRW Senioren finden Weg in die digitale Welt

Haan · Etwa 50 Prozent der Über-80-Jährigen haben keinen Internet-Zugang. Ein Projekt der Awo will helfen, mehr Senioren online-fit zu machen.

 Klaus Thörmer ist Ideengeber, organisiert das Team des Internetcafés und bietet Hilfestellung bei der Nutzung von Laptop, Tablets und mehr an. Im Hintergrund Jutta Barz, Leiterin des Awo-Treffs für Alt und Jung.

Klaus Thörmer ist Ideengeber, organisiert das Team des Internetcafés und bietet Hilfestellung bei der Nutzung von Laptop, Tablets und mehr an. Im Hintergrund Jutta Barz, Leiterin des Awo-Treffs für Alt und Jung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Corona-Pandemie hat nicht nur negative Seiten. Eine positive Seite ist das wachsende Bewusstsein für digitale Medien. Und eine positive Seite ist auch, dass viele Senioren, die bisher nie eine Notwendigkeit gesehen haben, sich mit Internet, Tablet und Co. auseinanderzusetzen, plötzlich den Wunsch haben, mit diesen Medien umgehen zu können.

„Im Zuge von Corona haben wir festgestellt, wie hilfreich es sein kann, sich mit den digitalen Medien auszukennen, um in Kontakt zu bleiben“, betont auch Jutta Barz, Leiterin des „Awo-Treff für Alt und Jung“ der Arbeiterwohlfahrt Haan. Daraus entstand das Projekt „Gemeinsam statt einsam – auf dem Weg in die digitale Welt“.

Bereits ein Vortrag über Laptops stieß auf Interesse bei den Senioren. „Es geht darum, die Senioren mit dem Internet vertraut zu machen“, sagt Barz, „ihnen die Scheu zu nehmen.“

Natürlich gibt es ältere Menschen, die die digitalen Medien bereits nutzen und im Umgang mit Handy und Tablet vertraut sind. Es gibt aber auch viele Senioren, die hier noch sehr unsicher sind, sich nicht trauen, etwas auszuprobieren oder gar Angst davor haben, ins Internet zu gehen.

Und es gibt Senioren, die bisher noch überhaupt keine Erfahrung mit der digitalen Welt gesammelt haben.

Eine Umfrage im Jahr 2018 ergab, dass etwa 50 Prozent der Über-80-Jährigen keinen Internetzugang haben. „Es gibt Frauen, die nach dem Tod ihres Mannes zwar bestens ausgestattet sind, aber nicht wissen, wie sie mit den Geräten umgehen sollen“, weiß auch Hermann Neumann vom Seniorennetzwerk „Wir sind Haan“.

Die Dringlichkeit, digitale Medien nutzen zu können, kam mit der Pandemie und einige Grundlagen konnten durch Projekte wie die „Lerntüten“ und die Digital-Paten bereits gelegt werden.

Aus Hilden brachte Klaus Thörmer die Idee für ein Internetcafé mit. Thörmer, der auch im Seniorenbeirat der Stadt Haan aktiv ist, wird das Internetcafé im Awo-Treff organisieren. Es soll Senioren einen geschützten Raum bieten, in dem sie den Umgang mit dem Internet und die Nutzung der digitalen Medien lernen können.

Da alles Schritt für Schritt und ganz individuell erfolgen soll, ist vorgesehen, dass für jeden Internetgast ein erfahrener Nutzer da ist, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, um Fragen wie „Was ist eine Maus?“ oder „Was ist ein Doppelklick?“ zu beantworten, zu zeigen, wie eine App heruntergeladen oder ein Programm installiert wird.

Bislang sind es fünf bis sechs Freiwillige, die im Internetcafé mitarbeiten werden. „Wir können aber noch mehr Ehrenamtliche brauchen, damit wir unser Angebot auch erweitern können“, räumt Klaus Thörmer ein.

Man muss dazu kein Experte sein. „Wir reparieren keine Computer.“ Sondern jemand, der den alltäglichen Umgang mit dem Computer und dem Internet beherrscht. „Gerne auch jüngere Leute“, betont Thörmer.

Da man mit Freude an der Sache besser lernen kann, werden bei uns auch Spiele, wie beispielsweise Kegeln oder Hybrid-Bingo gespielt werden, wie Klaus Thörmer erklärt: „Es soll ja schließlich auch Spaß machen.“

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