Internet in Schönholz: Der Ortsteil der Langsamkeit

Im Schönholz können die Anwohner nur mit einem Megabit durchs Netz surfen.

Hilden. Wenn Gerd Jabylonsky im Internet surft, braucht er starke Nerven. Denn seine Internetverbindung ist gerade einmal etwa 1000 Kilobit langsam. „Abends, wenn alle Feierabend haben, sind es noch weniger“, sagt der Hildener. Seit rund 20 Jahren wohnt er im beschaulichen Ortsteil Schönholz — und eigentlich genießt er die Ruhe zwischen den knapp 35 Wohnhäusern.

Doch über die Internetverbindung hat er sich schon oft beschwert. „Ich habe mehrmals die Telekom angeschrieben. Schließlich habe ich gekündigt und bin zu Vodafone gewechselt, weil es dort, damals noch unter Arcor, einen Tarif für eine Bandbreite von 2000 Kilobit gab, der deutlich günstiger war“, sagt Jabylonsky. Verbessert hat sich seine Situation dadurch jedoch nicht.

Der Grund liegt in der Vergangenheit: Schönholz gehörte bis 1974 zu Haan. Seit der kommunalen Neugliederung gehört der Ortsteil zu Hilden. Die Telefon- und damit auch Internetleitung kommt jedoch nach wie vor aus Haan. „Völliger Unsinn“, schimpft Jabylonsky: „Immer mehr Häuser wurden angeschlossen. Dass am Ende in Schönholz nach dreieinhalb Kilometern Leitung nichts mehr geht, ist logisch.“

Seine Nachbarn an der Straße Kalstert, in die das Schönholz einmündet, werden über die Walder Straße mit schnellem Internet versorgt. „Wieso kann man uns nicht auch über die Walder Straße anschließen? Wir sind Hildener Bürger und werden nur benachteiligt. Wir können nicht einmal die Karten für unser Navi über das Internet aktualisieren, weil die Übertragung so langsam ist“, ärgert sich Jabylonsky.

Eine Lösung für die Familie wäre LTE: Das schnelle Internet dank Funktechnologie ist seit Februar in Hilden verfügbar. „LTE ist mit mehr als 20 Megabit pro Sekunde schneller als DSL und genauso sicher“, sagt eine Vodafone-Sprecherin. Dazu sei LTE-fähige Hardware und eine Anpassung des Vertrags nötig. Das wollen die Jabylonskys aber nicht: „Wir zahlen jetzt für mehr, als wir bekommen. LTE wäre noch teurer.“

Dass ein Anschluss über die Walder Straße nicht machbar ist, erklärt ein Sprecher der Telekom: „Die Familie hat eine Haaner Vorwahl und gehört zum Haaner Anschlussbereich. Das ist Sache der Bundesnetzagentur, da dürfen wir nichts machen.“ Und die Leitung nach Haan durch ein leistungsstarkes Glasfaserkabel ersetzen? „Das wäre mit hohen Kosten verbunden, im sechsstelligen Bereich, und einfach ein Kabel über die Straße werfen geht nicht“, sagt der Telekom-Sprecher.

Das weiß auch Bürgermeister Horst Thiele. „Ich habe bereits mit der Telekom gesprochen. Man kann die Schönholzer nicht einfach umknipsen“, sagt er. Und zigtausende Euro investieren für wenige betroffene Familien sei wirtschaftlich nicht machbar. „Das ist total ärgerlich, ich verstehe das“, sagt Thiele. „Aber meine Möglichkeiten sind da ausgeschöpft.“ Bleibt der Familie Jabylonsky also nur der LTE-Anschluss — oder Geduld.

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