Haan Haan soll mehr Insekten anziehen

Haan. · Auf landwirtschaftlichen Flächen und Grünflächen werden Schutzmaßnahmen ergriffen.

 Rund um die Baustelle im Technologiepark breiteten sich im Sommer Kamille und Klatschmohn aus.

Rund um die Baustelle im Technologiepark breiteten sich im Sommer Kamille und Klatschmohn aus.

Foto: Ralf Geraedts

Die Nachrichten vom drastischen Rückgang der Insektenarten rüttelten auf. Immer mehr Menschen versuchen, durch Einsatz von Wildblumenwiesen Insekten und Vögeln Lebensraum wie Futterangebot zu bieten. Die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt hat südlich des Technologieparkes sieben Hektar Flächen eingezäunt und eingesät. Im Sommer summte und brummte es derart, dass sogar Insekten-Kundige begeistert waren.

Auf Initiative der GAL-Fraktion sollen jetzt im Stadtgebiet auch auf landwirtschaftlichen Flächen und Grünflächen nachhaltige Maßnahmen zum Schutz der Insekten ergriffen werden. Die politischen Beratungen gingen am Dienstag im Stadtrat nach einstimmiger Vorempfehlung durch den Haupt- und Finanzausschuss zu Ende.

Grünflächen mit Blühpflanzen werden dauerhaft angelegt

Kommunale Grünflächen werden künftig, wo es fachlich sinnvoll ist, durch Ansaat oder Initialpflanzung mit ein- oder mehrjährigen Blühpflanzen versehen. Gemäht werden soll erst nach dem Aussamen der Pflanzen, damit der dauerhafte Erhalt auch ohne Neueinsaat möglich ist. Die Bevölkerung soll über die angelegten Flächen informiert und über den Hintergrund aufgeklärt werden. Bei Pflanzungen in Parks oder am Straßenrand werden ab sofort bevorzugt einheimische Pflanzen ausgewählt. Die Stadt Haan bekennt sich zur Kampagne des Bundes für Umwelt und Naturschutz „Pestizidfreie Kommune“. Über den Umweltkalender wird auf Fachberatungen zum Verzicht auf Pestizide im privat genutzten Garten hingewiesen; der Kalender 2019 erhält Tipps für den umweltfreundlichen Kampf gegen Schneckenfraß.

Landwirtschaftliche Flächen im Eigentum der Stadt werden bei Neuverpachtung vorrangig an Betriebe gegeben, die sich verpflichten, mit der Bewirtschaftung einen Mehrwert für Natur und Artenvielfalt zu erzeugen. Landwirten in bestehenden Verträgen, die vor Ende des Pachtvertrages freiwillig vorzeitig auf ökologische Bewirtschaftungskriterien umstellen wollen, soll die Pacht für die restliche Vertragszeit erlassen werden. Jetzt neue Pachtverträge sollen erst in fünf Jahren auf die neuen Bewirtschaftungsvorgaben umgestellt werden.

Blühstreifen werden bereits heute als Agrar-Umweltmaßnahmen im Rahmen des sogenannten Greening angelegt, um die Vorgaben für EU-Förderungen zu erfüllen. Landwirte berichten, dass entlang von Wirtschaftswegen angelegte Blühstreifen einem verstärkten Erholungsdruck ausgesetzt seien: Erholungssuchende würden Blühstreifen nicht mehr als landwirtschaftliche Betriebsflächen erkennen und diese sofort für die Freizeitnutzung „okkupieren“. Deshalb legen Landwirte Blühstreifen vorzugsweise innerhalb bewirtschafteter Flächen oder an Waldrändern an, was Vögeln und Kleinsäugern eine ungestörte Nahrungs- und Rückzugsfunktion bietet.

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