Haan Haaner kämpfen für ihre Bäume

Haan. · In Gruiten sollen Bäume gefällt werden. Nicht alle sind krank. Die Naturschützer protestieren.

 Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe kann nicht fassen, warum auch gesunde Erlen der Säge zum Opfer fallen sollen.

Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe kann nicht fassen, warum auch gesunde Erlen der Säge zum Opfer fallen sollen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Waldstück abseits der Mettmanner Straße und gegenüber dem historischen Dorf Gruiten erfüllt das Plätschern der Düssel die Luft. Hundebesitzer führen ihre Vierbeiner spazieren, Jogger saugen die Waldluft ein. Manch ein Detail bleibt ihnen beim entspannten Ausflug in die Natur verborgen. Wie zum Beispiel die purpurroten Becherlinge, eine seltene Pilzart, und das Hirschzungenfarn am Hang neben dem Weg. „Das ist sensationell“, schwärmt Hans-Joachim Friebe, ehrenamtlicher Naturschutzwart in Diensten der Unteren Landschaftsbehörde. Er setzt sich für Pflege und Erhalt des Naturraums ein und macht mitunter auch Schülergruppen auf die besonderen Reize der Umgebung aufmerksam.

Sorgen bereitet nicht nur ihm dabei eine weitere Beobachtung: Gelbe Markierungen prangen an dutzenden Bäumen entlang der Wege Am Steinbruch und Düsseler Mühle. Sie signalisieren, dass die Gehölze entweder gefällt oder gestutzt werden.

Betroffen sind davon zunächst einmal viele Eschen: Eine aus Asien eingeschleppte Pilzart hat sich zuletzt rasant ausgebreitet. Sie lässt die Triebe absterben, greift dann den ganzen Baum an und macht die Stämme somit auch zum Sicherheitsrisiko für Waldbesucher. Über das Problem hat der Kreis Mettmann bereits die Öffentlichkeit informiert. Doch Hans-Joachim Friebe hat Fäll-Markierungen auch an Erlen entdeckt – auch solchen, die nicht direkt am Wegesrand liegen. „Die Bäume stehen seit 80 oder 90 Jahren, warum lässt man die nicht in Ruhe?“, fragt er in Richtung der Verwaltung – und argumentiert auch mit der Fauna: „Der Erlenzeisig kommt als Wintergast und ernährt sich von den Samen der Bäume.“

Peter Kannemann vom Betriebshof der Stadt Haan erklärt die Maßnahme mit Auslese durch Forstung: Man wolle gesunden Bäumen die Möglichkeit geben, sich besser zu entfalten, größere Kronen und Wurzelwerk auszubilden und dadurch stabiler zu werden. „Wenn die Bäume aber zu eng stehen, funktioniert das nicht.“ Folglich müssten einzelne Exemplare weichen.

Der Umfang der Rodungen
irritiert Mitglieder der Nabu

Neben den gelben Punkten, die die geplante Fällung ankündigen, findet der Spaziergänger an der Düsseler Mühle ein großes „H“ auf manchen Bäumen: Sie sollen zurückgeschnitten und als „Hochstubben“ erhalten bleiben, weil sie einen Lebensraum für Waldbewohner bilden. Das „K“ markiert wiederum „Kopfbäume“, die gekappt werden und wieder austreiben sollen.

Nun sind es nicht die Arbeiten an sich, die für Widerspruch sorgen. Vielmehr zeigt sich Sven Kübler, wie Friebe im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (AGNU) Haan, irritiert über das große Ausmaß der geplanten Fällungen: „Das sieht erschreckend aus.“ Im Hinblick auf die Einstufung potentieller Gefahrenbäume gebe es unterschiedliche Sichtweisen – und Gesprächsbedarf mit den zuständigen Stellen. Aber: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, betont auch Kübler.

Noch ist offenbar kein Unternehmen mit den Arbeiten betraut. Von der Stadt Haan heiß es, man wolle die Öffentlichkeit über das Vorhaben informieren. Abfinden will sich Hans-Joachim Friebe mit den Planungen nicht: „Wir müssen um jeden Baum kämpfen.“

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