Hilden Bestand von Sozialwohnungen in Hilden geht weiter zurück

Hilden. · Bis zum Jahr 2030 soll sich die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen deutlich reduzieren. Was sind die Gründe dafür?

 Die städtische Wohnungsbaugesellschaft WGH hat an der Hochdahler Straße 233 ein Gebäude mit elf Sozialwohnungen errichtet. Die Kosten dafür lagen bei 2,5 Millionen Euro.

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft WGH hat an der Hochdahler Straße 233 ein Gebäude mit elf Sozialwohnungen errichtet. Die Kosten dafür lagen bei 2,5 Millionen Euro.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

6,20 Euro kalt: Das zahlen Mieter aktuell bei Erstbezug im öffentlich geförderten Wohnungsbau in Hilden. 5,75 Euro, wenn sie eine der elf Sozialwohnungen ergattert haben, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft WGH gerade an der Hochdahler Straße 233 errichtet (Bezug im März 2020). Davon können andere, die sich auf dem freien Markt umschauen müssen, nur träumen. Laut Mietspiegel werden für Neubauwohnungen in Hilden 9,70 Euro kalt verlangt. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum Sozialwohnungen immer knapper werden.

Profit

Hilden ist bereits dicht bebaut, Grundstücke sind rar und teuer. Das schlägt sich im Kaufpreis oder in der Miete nieder. Die Förderbestimmungen für Sozialwohnungen sind zwar in der Vergangenheit verbessert worden (Förderbetrag 1950 Euro pro Quadratmeter), kurzfristig kann ein Investor damit keine attraktive Rendite erwirtschaften. Mit Miet- und Eigentumswohnungen sieht das anders aus. Die WGH kann nur noch dann Sozialwohnungen errichten, wenn die Stadt ihr Grundstücke als Eigenkapital-Aufstockung zur Verfügung stellt.

Mini-Zinsen

Viele Eigentümer, die bis 2001 gefördert wurden, zahlen Fördermittel vorzeitig zurück, berichtete der Kreis. Das ist lukrativer, als Erspartes für Minizinsen anzulegen. Die vorzeitige Rückzahlung löse zwar meist eine zehnjährige Nachwirkungsfrist aus, in der der Status „geförderte Mietwohnung“ erhalten bleibt. Das schreckt die Eigentümer nicht ab.

Protest

Viele Nachbarn haben Angst vor Sozialwohnungen. Sie befürchten, sie könnten den Wert ihrer Immobilien mindern. Am Bruchhauser Kamp – in einem gutbürgerlichen Wohnviertel – sollte ein Spielplatz aufgegeben und mit bis zu sechs Sozialwohnungen bebaut werden, schlug die Verwaltung 2016 vor Dagegen protestierten knapp 400 Bürger mit ihrer Unterschrift. Nur etwa 95 wohnen in einem Umkreis von 200 Metern um den Spielplatz, stellt die Verwaltung fest. Am Ende knickte die Politik ein, das Projekt wurde verworfen.

Politik

Für alle Projekte, für die der Stadtrat durch eine Änderung des Bebauungsplans neue Baumöglichkeiten schafft, gilt inzwischen: Der Investor muss rund 30 Prozent der Wohnbauflächen im preisgünstigen Segment (öffentlich gefördert oder „preisgedämpft“ bei Eigentumswohnungen) errichten. Dies wird über städtebauliche Verträge sichergestellt.

Projekte

Auf dem Areal der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule entsteht eine Mehrgenerationensiedlung mit 40 Einfamilienhäuser sowie rund 85 Wohnungen in etwa zehn Mehrfamilienhäusern. Davon werden voraussichtlich 17 bis 21 preisgedämpfte Einfamilienhäuser und rund 35 öffentlich geförderte Mietwohnungen im Geschosswohnungsbau errichtet, voraussichtlich ab 2020/21. An der Hofstraße 150 sind auf einem städtischen Grundstück 33 Sozialwohnungen geplant. Die Verwaltung sucht einen Investor. Auf dem Gelände der früheren Heuss-Schule erhält die städtische WGH einen Teil des Areals als Einlage und Baugrundstück. Wann die öffentlich geförderten Wohnungen bezogen werden können, ist völlig offen. Ein privates Unternehmen bietet aktuell den Bau von 60 Sozialwohnungen an der Benrather Straße/ Banhofsallee an, wenn sie im Gegenzug 40 Eigentumswohnungen an der Kirchhofstraße 65–67 erreichten darf. Die Politik hat noch nicht entschieden, ob sie auf den Handel eingeht.

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