Haan : Anwohner beklagen Rücksichtslosigkeit
Haan. Immer mehr Menschen nutzen das Ittertal als eine Art privaten Freizeitpark. Sie graben Pflanzen aus, trampeln durch Brutgebiete der Vögel und hinterlassen jede Menge Müll. Anwohner sind empört – und appellieren an die Vernunft.
Seit etwa fünf Jahren wohnt Barbara Leibelt nun schon im Ittertal. Von ihrem Garten aus genießt sie den Blick auf das Naturschutzgebiet, vor allem auf die Itter, an deren Ufern immer wieder Vögel brüten. Doch was der Haanerin an einem der vergangenen Wochenenden ins Blickfeld geriet, verschlug ihr fast die Sprache: „Da trampelte doch tatsächlich eine ganze Familie mit Mutter, Vater und Kleinkind in Gummistiefeln durch das Bachbett, als wäre das eine Abenteuer-Attraktion“, berichtet Barbara Leibelt. Sie habe die drei dann freundlich darauf hingewiesen, dass man mit so einem Verhalten wichtige Brutplätze zerstöre und die Vögel vertreibe. Doch die Familie habe sich überhaupt nicht daran gestört und sei einfach weiter durchs Wasser gestapft – nach dem Motto: Wir lassen uns doch unseren Spaß nicht verderben.
Keine Ausnahme, sondern fast schon die Regel: An die Vorschriften für das Wandern im Naturschutzgebiet halten sich Leibelt zufolge ohnehin schon immer weniger Menschen – doch mit der Corona-Krise und der damit verbundenen wachsenden Beliebtheit des Waldes stellen sie und ihre Nachbarn mittlerweile immer größere Auswüchse fest.
Beispiele gibt es reichlich: „Mein Mann hat unlängst einen Setter-Hund bei uns hinterm Haus beobachtet, der am Teich immer wieder die Tiere aufscheuchte“, berichtet die Haanerin. Als er den Besitzer darauf ansprach, habe der nur geantwortet: „Na und? Das ist schließlich ein Jagdhund!“
Ein anderes Mal habe ein Mann einfach Pflanzen ausgegraben, um sie mit nach Hause zu nehmen. „Und weil die Leute sich immer öfter nicht an die Wege halten, sind mittlerweile richtige Trampelpfade entstanden“, sagt Barbara Leibelt.
Dass es sich beim Ittertal um ein Naturschutzgebiet handelt, sei diesen Zeitgenossen offenbar egal, was im Übrigen auch der achtlos weggeworfene Müll belege. „Die Nachbarn und wir sammeln auf unseren Spaziergängen immer wieder ganze Tüten voll Hinterlassenschaften ein und entsorgen sie“, erzählt die Anwohnerin – die Palette reiche von der Zigarettenkippe bis hin zum Hundekot-Beutel, gefüllt natürlich. Das empfindet Barbara Leibelt als geradezu schizophren: „Dann sollen sie den Hund doch lieber irgendwo hinters Gebüsch machen lassen“, sagt sie: „Das wäre auf jeden Fall immer noch besser, als die volle Tüte einfach in den Wald zu werfen.“