„Hitze-Inseln“ durch den Klimawandel

Eine Studie des Landesumweltamtes sieht für 38 000 Hildener immer größere Belastungen durch steigende Temperaturen.

„Hitze-Inseln“ durch den Klimawandel
Foto: dpa-tmn

Hilden. Etwa 38 000 Menschen in Hilden leiden bei sommerlichen Wetterlagen bereits heute unter besonders großen Hitzebelastungen. Dies geht aus einer neuen Untersuchung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hervor, in deren Zentrum die Hitzebelastung stand, die durch den Klimawandel in der jüngeren Vergangenheit verschärft worden ist. Demzufolge sind mehr als fünf Millionen Menschen landesweit betroffen.

„Bis zum Ende des Jahrhunderts erwarten wir einen Temperaturanstieg zwischen 1,5 und 4,3 Grad Celsius“, stellte LANUV-Präsident Thomas Delschen jetzt bei der Präsentation des Jahresberichtes fest und ergänzte: „Daraus resultieren mehr besonders heiße Tage und in der Folge Hitzeperioden, die stärker ausfallen und länger anhalten.“

Vor allem stark verdichtete und hoch bebaute Innenstadtbereiche ohne Grünflächen wirken sich dabei negativ aus. „Hier besteht die Gefahr, dass sich sogenannte Wärme- oder Hitze-Inseln bilden“, erläutert Delschen. „Insbesondere in der Nacht kann hier die Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius höher liegen als im Umland. Ursache dafür sind ein verringerter Luftaustausch, Gebäude und Straßen, die Wärme speichern, sowie Industrie und Verkehr, die Wärme abstrahlen“, sagte er.

Die Städte mit den meisten von besonders großen Hitzebelastungen betroffenen Menschen sind Köln (654 000 Betroffene, 62 Prozent der Gesamtbevölkerung), Düsseldorf (430 000 Betroffene, 70 Prozent) und Duisburg (311 000 Betroffene, 63 Prozent). Aber eben auch kleinere Städte wie Hilden (38 000 Betroffene, 70 Prozent) oder Langenfeld (34 000 Betroffene, 58 Prozent) können der Studie zufolge Hitze-Inseln und damit hohe Zahlen von Betroffenen aufweisen.

„Experten aus der Stadt- und Regionalplanung sind hier gefragt, um Vorsorge zu treffen“, sagt Delschen. Besonders den Anteil an Grün- und Wasserflächen oder Bepflanzung zu erhöhen, helle Fassaden beim Hausbau einzusetzen und die Versiegelung von Flächen zu verringern oder zu vermeiden, seien „sinnvolle Ansätze, um Hitzebelastungen abzumildern“, sagt er.

Die Studie ist Wasser auf die Mühlen jener Kritiker, die vor einer weiteren Bebauung von Grünflächen in Hilden (wie etwa an der Oderstraße geplant), warnen. Claus Munsch ist einer von ihnen. Der Fraktionsvize bei der Wählervereinigung „Allianz für Hilden“ hat umgehend auf die in der Studie genannten Zahlen reagiert. Er sagt: „Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass Hilden aufgrund seiner begrenzten Fläche,voll’ ist und keine bereits umbauten Restgrünflächen mehr verdichtet werden dürfen.“ Hinzu komme, dass aufgrund der Alterspyramide auch in Hilden in den kommenden Jahrzehnten wieder Wohnraum frei werde.

Im Lichte all dieser Erkenntnisse einfach weiter zu bauen, halten auch Anwohner für fatal, wie etwa Hildens ehemaliger Musikschulleiter Karl Hentschel, der an der Oderstraße ein Einfamilienhaus besitzt. „Die Politik ist jetzt gefordert, zu reagieren“, sagt er.

Besonders bei der Baumaßnahme an der Oderstraße sei es deshalb wichtig, die aufgezeigten Risiken zu beachten. Wer sich ruhig und sachlich mit dem Thema befasse, werde über kurz oder lang von sich aus erkennen, „dass es keinen Sinn macht, hier einfach alles zuzubauen“.

Die neue Studie stützt diese Argumentation: „Begrünung ist vor allem deshalb sinnvoll, da durch die Verdunstung von Wasser durch Pflanzen Wärmeenergie verbraucht wird und somit die Umgebungsluft abgekühlt werden kann“, heißt es da — und weiter:. „In städtebaulichen Planungsprozessen ist es zudem sinnvoll, Ausgleichsräume und Kaltluftleitbahnen zu betrachten, um so zu einer Verbesserung der thermischen Situation beizutragen.“

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