Hildens letzte Hauptschule verschwindet

Am 1. Juli werden die jetzt verbliebenen 66 Schüler offiziell verabschiedet, am 8. Juli ist der letzte Schultag. Danach ist das Modell Hauptschule in der Stadt nur noch Geschichte.

Hildens letzte Hauptschule verschwindet
Foto: Olaf Staschik

Hilden. 17 Jahre lang hat Barbara Mühlenfeld als Lehrerin an der Theodor-Heuss-Schule gearbeitet, zuletzt als kommissarische Schulleiterin. Am 8. Juli schließt Hildens letzte Hauptschule — für immer. Es gab immer weniger Anmeldungen, weil Eltern ihre Kinder lieber auf andere Schulformen schicken. Deshalb beschloss der Stadtrat die Gründung einer Sekundarschule und das Aus für die Hauptschule. Das akzeptiert die 55-jährige Pädagogin: „Das war eine politische Entscheidung. Die Hauptschule ist nicht mehr gewollt.“ Am 1. Juli werden die Schüler offiziell verabschiedet, am 8. Juli ist der letzte Schultag. Alle Lehrer und Schüler sind versorgt. Von den zehn Pädagogen gehen zwei in den Ruhestand, die anderen wechseln zu anderen Schulen.

Von den 66 Schülern haben fast alle einen Abschluss geschafft. „Zwölf wechseln zu anderen Hauptschulen nach Erkrath, Haan und Langenfeld“, sagt Mühlenfeld: „Die anderen übernimmt das Berufskolleg Hilden.“ Mobiliar und Unterrichtsmaterial gehen an andere Schulen und Kindergärten: „Vieles wird weiter verwertet, kaum etwas bleibt übrig.“

Was Schüler und Lehrer über ihre Heuss-Schule erzählen, passt so gar nicht zum negativen Image der Hauptschule in der Öffentlichkeit. „Ich wollte unbedingt hier zur Schule gehen“, erzählt Jasmin: „Der Zusammenhalt ist sehr stark. Deshalb ist es sehr schade, dass die Heuss-Schule schließt.“ Die 16-Jährige hat ihren Abschluss gemacht und will jetzt auf dem Berufskolleg ihr Fachabi machen. „Hier findet man schnell Freunde“, erzählt Roberta (16), die mit ihr zum Kolleg wechselt: „In den Hauptfächern sind wir nur zu siebt. Unsere Klassenlehrerin Silke von Mackensen ist sehr gut, verständnisvoll und erklärt so lange, bis es jeder verstanden hat — einfach cool.“„Ich kenne alle Schüler beim Namen“, berichtet Sozialpädagoge Stefan Karamol (51): „Viele fühlen sich auch nach der Entlassung mit ihrer Schule verbunden, kommen vorbei und erzählen, was sie machen.“ Mehr als die Hälfte der Schüler stammt aus Zuwandererfamilien. „Ein marokkanischer Vater hat mir gesagt, er habe alle seine Kinder bewusst auf unsere Schule geschickt“, sagt Barbara Mühlenfeld: „Alle hätten Abitur gemacht und würden jetzt studieren.“

Gute Erfahrungen habe die Heuss-Schule auch mit jungen Flüchtlingen gemacht: „Ein junger Afghane (16) kam im Januar vergangenen Jahres zu uns, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Er ist nur ein Jahr zur Schule gegangen — in Griechenland auf der Flucht. Jetzt wird er bei uns den Hauptschulabschluss schaffen. Ein ganz netter, sympathischer Junge, der alles Wissen aufsaugt wie ein Schwamm.“

Ehrenamtliche Lernpaten hätten an solchen Erfolgsgeschichten großen Anteil. Wie geht es mit dem Gebäude der Theodor-Heuss-Schule weiter? In das vordere Gebäude an der Furtwänglerstraße will die Volkshochschule ziehen. Ein Block soll zu einer Groß-Kita umgebaut werden. Was mit dem Rest des Geländes passiert, ist noch offen. Angedacht ist eine Wohnbebauung.

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