Hildens „Black Pub“ ist bereits Geschichte

Der Abriss läuft. Der Eigentümer will auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus bauen.

Hildens „Black Pub“ ist bereits Geschichte
Foto: cis

Hilden. Eigentlich war das „Black Pub“ nichts anderes als ein alter Schuppen mit Alkoholausschank. Viele junge und junggebliebene Hildener sind hier schon versackt. Für andere war das Pub wie ein zweites Wohnzimmer. Jetzt wird die legendäre Kneipe abgerissen und macht Platz für ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohnungen. Aber keine Sorge: Das „Pub“ lebt weiter — auf der anderen Straßenseite. Reiner Neumeister und Michael Hennig eröffneten die Kneipe 1969. Beide hatten große Pläne.

Hildens „Black Pub“ ist bereits Geschichte
Foto: Olaf Staschik

„Für mich war schon mit 17 klar, dass ich eine Kneipe eröffnen will“, erzählte Neumeister vor sieben Jahren: „Als ich dann auch noch Michael kennen lernte, war für uns die Sache klar: Wir bauen eine Kneipenkette auf.“ Daraus wurde nichts. Bereits nach einem Jahr verliebte sich Hennig und stieg aus. Neumeister machte weiter. Viele Musiker traten im „Pub“ auf und träumten von einer großen Karriere. Einige wie Farfarello-Frontman Mani Neumann haben es auch geschafft.

Auch Otto Waalkes ist einst im Hildener „Pub“ aufgetreten, erzählte Reiner Neumeister — für 100 Mark Gage: „Danach hat er bei mir auf der Couch geschlafen.“ Im Jahr 2000 übernahmen die Betreiber der ebenso legendären Disco jwd — Uwe und Axel Müller, Peter und Thomas Plötzer sowie Guido Breitenbach — das „Black Pub“. Das jwd ist seit 2008 Vergangenheit. Uwe Müller, Breitenbach und Pete Plötzer machten als Pächter mit dem „Pub“ weiter. „Am Wochenende war es eine Alternative für jene, die nicht in Düsseldorf ausgehen wollen“, beschrieb Breitenbach das Publikum. Der Schuppen war meist voll, häufig gab es auch Live-Musik. Heiligabend trafen sich ab Mittag oft mehr als 1000 Hildener im Pub.

Und weil die nicht alle in die Kneipe passten, wurde ab 11 Uhr kurzerhand die Schützenstraße gesperrt — mit Erlaubnis des Ordnungsamtes, versteht sich. Gegen 14 Uhr sangen die drei Wirte gemeinsam mit ihren Gästen Advents- und Weihnachtslieder. Diese Idee stammte von Breitenbach: „Mir fehlte ein weihnachtliches Element. Ich habe versuchsweise Weihnachtslieder angestimmt — und es hat funktioniert.“ Daraus wurde schnell eine schöne Tradition. Höhe- und Schlusspunkt des gemeinsamen Singens war stets „Stille Nacht, heilige Nacht“. Heiligabend kamen häufig ganze Familien mit Eltern und Großeltern zum Pub. Und alte Klassenkameraden von früher, Freunde und Bekannte. Bei Bier und Glühwein gab es immer viel zu erzählen. „Ein letztes Mal an alter Wirkungsstätte“, meldete sich jetzt Guido Breitenbach über Facebook aus den Trümmern: „Es ist schon merkwürdig, wenn das alte Wohnzimmer so langsam zerfällt.“

Ein Blick in das soziale Netzwerk bringt die Stimmung von einst herüber: „Ich habe meine Frau vor neun Jahren dort kennen gelernt und viel lustige und unvergesslich schöne Abende im Pub verlebt“, berichtet Sasch.: „Ein Teil der Geschichte von uns allen geht nun dahin.“ „Die Toiletten sehen aus wie immer“, kommentiert Marcus ironisch die Abrissbilder. Und Anja tröstet: „Nicht weinen, wenn das Neue schon so lange in Betrieb ist, dass der Kult weitergehen kann.“ Damit meint sie Uwe Müller. Er hat im April 2015 schräg gegenüber an der Richrather Straße 4 einen neuen „Black Pub“ eröffnet — und sorgt dafür, dass der legendäre Treff irgendwie weiterlebt — so wie auch das Weihnachtsliedersingen an Heiligabend — auf der Straße, so wie immer schon.

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