Hilden Was Hilden zur Deutschen Einheit beitrug

Hilden · Die Itterstadt pflegte nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 einen engen Kontakt zur sächsischen Stadt Taucha.

 So sah es in der Stadt Taucha im März des Jahres 1991 aus. Im Hintergrund ist die Kirche St. Moritz zu erkennen.

So sah es in der Stadt Taucha im März des Jahres 1991 aus. Im Hintergrund ist die Kirche St. Moritz zu erkennen.

Foto: Jochen Lenzen

. Seien wir ehrlich: An die Wiedervereinigung Deutschlands vor fast 30 Jahren hatte niemand mehr so recht geglaubt. Sie ist ein großes Geschenk der Geschichte, das wir mehr wertschätzen sollten. Darum geht es beim Tag der Deutschen Einheit. 1989 fiel die Mauer, 1990 stimmten DDR-Volkskammer, Bundestag und Bundesrat der Wiedervereinigung zu. Die alten Bundesländer halfen den neuen beim Aufbau einer modernen Verwaltung. NRW übernahm die Patenschaft für Brandenburg. Hilden dagegen engagierte sich im sächsischen Taucha. Und das kam so: Ein Hildener Bürger hatte Probleme mit Teileigentum an einer Immobilie in Taucha, erinnerte sich der damalige Bürgermeister Holger Schirmbeck. Der Hildener wandte sich an die damalige Bürgermeisterin Ellen Wiederhold. Diese bat den Verwaltungschef Karl-Detlev Göbel (Stadtdirektor von 1974 bis 1999), sich um die Sache zu kümmern. Göbel rief daraufhin in Taucha an und fragte „Können wir helfen?“

Rathaus erhielt ausgediente Telefonanlage aus Hilden

Es fehlte an allen Ecken und Enden, stellten die Abgesandten aus Hilden schnell fest – und halfen mit Rat und Tat. Das Rathaus in Taucha bekam eine ausgemusterte Telefonanlage aus Hilden; die eigene stammte aus den 1930er Jahren. Dazu gab es ein Fax: Die Tauchaer hatten im Rathaus eine alte Leitung der Stasi entdeckt. Das verbesserte die Kommunikation. Die Feuerwehr Taucha erhielt die Drehleiter der Hildener Feuerwehr geschenkt. Das generalüberholte Gerät habe noch viele Jahre lang gute Dienste geleistet, erinnerte sich dankbar das Stadtoberhaupt von Taucha.

 Der Bürgermeister von Taucha, Holger Schermbeck (r.), traf bei seinem Besuch  in Hilden unter anderem den Stadtdirektor Detlev Göbel (l.), den FDP-Fraktionschef Horst Welke und Werner Buddenberg (2.v.r.).

Der Bürgermeister von Taucha, Holger Schermbeck (r.), traf bei seinem Besuch  in Hilden unter anderem den Stadtdirektor Detlev Göbel (l.), den FDP-Fraktionschef Horst Welke und Werner Buddenberg (2.v.r.).

Foto: Jochen Lenzen

Damals habe eine richtige Aufbruchstimmung geherrscht, berichtete später Aufbauhelfer Hans Schippers (pensionierter Leiter des Hildener Rechtsamtes). Den prägnanten Geruch der Braunkohleheizungen in der Luft und das Kratzen im Hals (vom Schwefel) hat kein Aufbauhelfer vergessen. Schippers musste damals mit dem Technischen Beigeordneten Günter Haupt in Taucha in einem alten Ehebett übernachtet – unter einem röhrenden Hirsch. Die Menschen in Taucha seien unglaublich herzlich, gastfreundlich und bescheiden gewesen, erzählte Schippers. Und Tauchas damaliger Bürgermeister Schirmbeck war damals sich sicher: „Das waren keine Besser-Wessis. Das hat uns wirklich geholfen. Wir waren dankbar.“ Der Reporter Jochen Lenzen besuchte im März 1991 Taucha und berichtete: „Der Wartungsdruck ist groß. Sichtbare Erfolge notwendig.“ Die gab es. Taucha gelang es unter anderem mit Hilfe aus Hilden, einen westdeutschen Pharma-Großhandel mit 250 Arbeitsplätzen anzusiedeln. Eine Städtepartnerschaft kam nicht zustande. Der Hildener Stadtrat hatte beschlossen, neben Nové Město (Tschechien) und Warrington (England) keine neuen Partnerschaften mehr einzugehen. Trotzdem lud Taucha 2010, 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, eine große Delegation von Aufbauhelfern aus Hilden zum Tag der Deutschen Einheit ein.

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