Hildener Prinz fährt nach Monheim

Auch in Hilden wurde der gestrige Karnevalsumzug aufgrund der Wetterwarnung abgesagt. Gefeiert wurde trotzdem.

Hilden. „Entschuldigung, findet der Zug hier nicht statt?“ Daniela Hartmann wirkt überrascht. Sie hat sich auf der Mittelstraße gegenüber von St. Jacobus aufgestellt und wartet auf den Rosenmontagszug. Als sie erfährt, dass er wegen der Sturmwarnung abgesagt wurde, wirkt sie ratlos. „Ach, deshalb ist hier nichts los“, sagt sie dann. „Und was machen wir jetzt?“, wendet sie sich an ihre Begleiter. „Wir gehen spazieren. Das Wetter ist doch so schön“, antwortet die Freundin.

So wie Daniela Hartmann ging es gestern Nachmittag vielen: Ganze Familien warteten freudig auf den Zug, der dann doch nicht kam. Die Tüten der kostümierten Kinder blieben leer. Und so machten sich die Eltern mit mürrisch dreinblickenden Kätzchen, Tigern, Rittern und Ninjas wieder auf den Weg nach Hause.

Die Jugendlichen ließen sich indes vom Feiern unter freiem Himmel nicht abbringen. Sie trafen sich am Hagelkreuz und brachten Dosenbier, Likör oder Wodka mit. „Bis jetzt ist alles ruhig“, sagt Ralf Hupp vom Bezirksdienst der Polizei. Er schätzt die Zahl der

Jugendlichen auf dem Platz auf rund 250. „Wir lassen uns die Stimmung nicht vermiesen“, sagen

Kim (18) und Svenja (21). Sie sind eigens aus Aachen und Münster zu Freunden nach Hilden gekommen, „und da ist schlechtes Wetter. Hier nicht“, sagen sie ein wenig befremdet.

Schnapsfläschchen kullern klirrend auf dem Platz herum. Nicht weit weg von den Feiern

den steht ein Einsatzteam des Roten Kreuzes. Auch wenn der Zug nicht geht, müssen sie angesichts der feiernden Jugendlichen trotzdem präsent sein. „Wir hatten gestern einen schönen Haaner Zug“, berichtet grinsend Rotkreuz-Helfer Raphael Harlos, selbst ein Haaner. „Doch für die, die jetzt keinen Zug haben, tut’s

mir leid.“ Einsätze hatten sie noch keinen. Das sollte sich wenige Minuten später ändern: Um 14.10 Uhr greift der erste Jugendliche zur Tüte und übergibt sich. Ein Rotkreuz-Fahrzeug tourt mit Lautsprecherdurchsage durch die Straßen. „Bitte gehen sie baldmöglichst nach Hause“, heißt es. Einige Narren jubeln dem Auto mit kräftigen „Helau!“-Rufen zu.

In einem Garten an der Kolpingstraße wird trotzdem gefeiert. Michael Kierdorf hat rund 20 Gäste. Es gibt Früh-Kölsch im Fässchen und Grünkohl. Karnevalslieder schmettern aus der Stereo-Anlage. Wie die meisten Narren, so zeigt auch er Verständnis für die Absage.

„Wenn was passiert wäre, wer will die Verantwortung übernehmen?“, fragt er. Auf diese Frage weiß Wolfgang Klein für sein eigenes Problem wohl oder übel schon die Antwort.

Im Januar hat er sich mit seiner „Gulaschkanone“ selbstständig gemacht. Strategisch günstig hat er sich damit neben dem Festzelt an der Mittelstraße aufgestellt — das nun jedoch geschlossen ist. 120 Liter Erbsen- und 60 Liter Gulaschsuppe köcheln in den Töpfen vor sich hin, doch die Narren gehen daran vorbei. „Ich bleibe jetzt hier bis heute Abend“, sagt der Jungunternehmer entschlossen. An dieser eisernen Haltung kann dann auch der Sturm nichts ändern.

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