Hilden Jugendliche erleben mit Hilfe einer Spezialbrille einen Rauschzustand

Hilden · Die siebten Klassen der Marie-Colinet-Sekundarschule nahmen an einem Programm zur Suchtprävention teil.

 Das Stapeln von Pappbechern wurde im „Rausch“ zu einem Problem für die Schüler der Marie-Colinet-Sekundarschule.

Das Stapeln von Pappbechern wurde im „Rausch“ zu einem Problem für die Schüler der Marie-Colinet-Sekundarschule.

Foto: Stadt Hilden

. Omaima versucht verzweifelt einen Ball zu fangen. Doch es gelingt ihr nicht. Immer wieder greift sie daneben, und die kleine gelbe Kugel rollt durch den Raum. Ob es beim Becherstapeln besser klappt? Aber auch hier greift die Schülerin ins Leere. Erst als Omaima die Spezialbrille abnimmt, die einen Rauschzustand durch Alkohol simuliert, kann sie die Behälter wieder zielsicher aufeinandersetzen.

Die siebten Klassen der Hildener Marie-Colinet-Sekundarschule haben kürzlich an einem Suchtpräventionsprogramm teilgenommen, das die Jugendförderung der Stadt Hilden in Kooperation mit der Sozialpädagogischen Einrichtung (SPE) Mühle und Schulsozialarbeiterin Lena Kofoth auf die Beine gestellt hat. An drei Stationen ging es um Aufklärung rund um legale und illegale Drogen.

Versuche, mit der Rauschbrille auf der Nase Geld zu zählen oder ein Fahrradschloss zu öffnen, sorgten bei den Schülern zunächst für große Erheiterung. Doch schnell wurde es ernst. Janes Delcuve von der SPE Mühle, fragte die Teilnehmer, wie sie die Übungen erlebt haben. Lena antwortete: „Es ist schwer, Entfernungen einzuschätzen.“ Andere sahen alles doppelt. Alle mussten anerkennen: Ein Rausch hat massive Auswirkungen auf die Motorik. Überraschende Nebenwirkung des Experiments: Sobald die Schüler erkannten, dass einer von ihnen Hilfe benötigt, eilten sie zur Unterstützung herbei. Janes Delcuve gab den jungen Leuten mit auf den Weg: „Wenn ihr seht, dass eine Person nicht mehr Herr ihrer Sinne ist: Bietet ihr Hilfe an oder begleitet sie.“

Fast jeder Siebtklässler hatte bereits mit Thema Alkohol zu tun

Bei einem intensiven Gespräch mit Sascha Göbeler von der Jugendförderung stellte sich heraus: Fast jeder Siebtklässler hatte bereits mit dem Thema Alkohol zu tun. Sei es, dass Geschwister zu tief ins Glas geschaut haben oder Freunde zum Mittrinken animieren wollten. Die Schüler lernten nun einzuschätzen, wie viel Alkohol sich in verschiedenen Getränken verbirgt und was das mit dem eigenen Körper macht. Mit Karin Nakat von der SPE Mühle erarbeiteten die Jungen und Mädchen schließlich die Stationen der Sucht. Die Suchtberaterin will ein Bewusstsein dafür schaffen, den Punkt zu erkennen, an dem sich Genuss in Missbrauch wandelt und Konsumverhalten beginnt, dem Menschen zu schaden. Die Schüler sollen lernen, auf sich aufzupassen. In Gesprächen wurden die unterschiedlichen Phasen der Sucht erörtert und anhand von Fallbeispielen anschaulich erklärt. Die Siebtklässler erkannten schnell, dass nicht nur der Konsum von Alkohol und Drogen zu Suchtverhalten führen kann, sondern auch Computerspiele oder die exzessive Nutzung des Handys.

„Wir bieten die Suchtprävention inzwischen im dritten Jahr an“, sagt Göbeler. „Bei dem Programm wollen wir insbesondere das Thema Alkohol keineswegs tabuisieren. Vielmehr legen wir Wert darauf, lebensweltorientiert damit umzugehen. Und dazu gehört, auf Folgen und Risiken aufmerksam zu machen.“ Red

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