Hildener findet seltene Sumpfschildkröte

In einem Gartenteich wurde das unter Artenschutz stehende Reptil entdeckt. Es heißt Hildi.

Hildener findet seltene Sumpfschildkröte
Foto: Stephan Köhlen

Hilden. Frank Gennes ist begeistert. Er beherbergt zurzeit einen ganz besonderen Gast bei sich zuhause in Monheim. Der Stadtbeauftragte des Naturschutzbundes (Nabu) gewährt einer seltenen Europäischen Sumpfschildkröte Asyl, die er gestern aus dem Hildener Tierheim zu sich geholt hat. Das Reptil mit einer Panzerlänge von etwa zwölf Zentimetern legt in Monheim aber nur einen kurzen Zwischenstopp ein. Schon heute geht es für den schuppigen Vierbeiner, den Gennes’ Tochter auf den Namen „Hildi“ getauft hat, zur weiteren Untersuchung in den Zoo nach Frankfurt am Main.

Vor zwei Wochen meldete sich ein aufmerksamer Hildener Bürger beim Tierheim und gab dort eine Wasserschildkröte ab. „Das Tier war durch die Gärten gestromert“, beschreibt der Leiter des Hildener Tierheims, Thomas Mielke, die Situation. Mielke, seit 18 Jahren im Tierheim und seit 17 Jahren dessen Leiter, verfügt über langjährige Erfahrungen mit Reptilien. Fast jede Woche werden ihm Wasserschildkröten von ortsfremden Arten gebracht, die ursprünglich in Nordamerika oder Asien beheimatet sind. „Immer wieder kaufen Menschen sie in Tierhandlungen, wenn sie noch ganz klein sind, etwa so groß wie früher ein Fünf-Mark-Stück“, sagt Mielke. Wenn sie dann größer würden und anfingen, zum Beispiel die Wohnung voll zu stinken, dann würden viele die Tiere wieder loswerden wollen, glaubt der Heimleiter. Die dürften aber nicht in heimischen Teichen oder Gewässern ausgesetzt werden, weil sie sich mit der hiesigen Fauna nicht vertrügen und heimische Arten verdrängen würden.

Dass der Fund vor zwei Wochen etwas anderes ist, erkannte Mielke hingegen schnell. Denn bei dem männlichen Tier handelt es sich um eine eigentlich einheimische Europäische Sumpfschildkröte der Gattung Emys orbicularis. Sie ist allerdings in Deutschland vom Aussterben bedroht, in Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise überhaupt keine natürlichen Populationen mehr. Wie dieses Exemplar nun ausgerechnet in einem Hildener Gartenteich auftauchen konnte, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Als bedrohte Art muss der Fund einer Europäischen Sumpfschildkröte der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) beim Kreis Mettmann gemeldet werden. Diese beschlagnahmt das Tier, damit es nicht in falsche Hände kommen kann. Denn, so erklärt es Mielke, „das Tier bleibt in solchen Fällen Eigentum der Behörde.“ Es kommt sozusagen in Dauerpflege. Im aktuellen Fall geht es aber an den Frankfurter Zoo. Denn Frank Gennes ist auch Mitglied der altehrwürdigen Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Der dortige Reptilienexperte Johannes Köhler wird über eine Blutprobe Hildis Unterart bestimmen und dann entscheiden, ob das Tier für die Zucht in Frage kommt oder ausgewildert wird.

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