Heiligabend im Kreißsaal: Warten auf das Christkind

Hebamme Natalie Bykowski freut sich auf ihren Dienst am Heiligen Abend: Natalie heißt „die an Weihnachten Geborene“.

Hilden. Der kleine Samuel verschläft selig seinen ersten Fototermin. Am 21. Dezember um 13.48 Uhr hat der kleine Junge das Licht der Welt erblickt und gehört damit zu rund 450 Kindern, die jährlich im Hildener Krankenhaus geboren werden.

Hebamme Natalie Bykowski hat Samuels Mama während der Geburt tatkräftig unterstützt und wird dieses Jahr auch an den Weihnachtstagen Dienst haben. Der 25-Jährigen und ihren beiden Kolleginnen von der „Weihnachsttruppe“ stehen vermutlich turbulente Tage und Nächte bevor. „Wir haben 15 Geburtsvoranmeldungen von Frauen, deren Entbindungstermin auf die nächsten Tage fällt. Und fünf Frauen sind bereits über ihrem Termin.“ Dazu kommen Routine-Untersuchungen, für die die Schwangeren an normalen Tagen ihren niedergelassenen Frauenarzt aufsuchen.

Trotzdem freut sich die junge Hebamme auf ihre Schichten, denn schließlich, so sagt sie selbst, habe sie den schönsten Beruf auf der Welt. „So eine Geburt an Weihnachten, das ist ja quasi ,zurück zu den Wurzeln’. Es geht schließlich um die Geburt Christi, und es reduziert sehr auf das Wesentliche, weg von materiellen Geschenken und Konsum.“

Alle zwei Jahre wechseln sich die acht Hebammen der Geburtsstation mit Weihnachts- und Silvesterdiensten ab. In diesem Jahr teilt sich Natalie Bykowski die Arbeitszeit mit zwei anderen Kolleginnen. Ihre eigenen Schichten gehen jeweils von 21 bis 7 Uhr morgens. So bleibt noch genügend Zeit, um mit der eigenen Familie zu essen und Bescherung zu feiern.

Für ihren Freund und vor allem für ihre Eltern ist die begrenzte Zeit kein Problem. „Meine Mutter ist auch Hebamme. Daher kennen wir das schon , dass an Weihnachten die Familie nicht ständig komplett ist. Das finde ich überhaupt nicht schlimm.“

In den vergangenen Jahren wurden am 24. Dezember im Hildener Krankenhaus jeweils zwei Kinder geboren. Wie viele in diesem Jahr punktgenau landen, steht noch in den Sternen. „Irgendwie“, sagt Natalie Bykowski, „sind diese Kinder schon etwas Besonderes.“ Dass viele Mütter ihren Kindern trotzdem diesen Geburtstermin gerne ersparen würden, erlebt die Solingerin eher selten. „ Man kann es ja eh kaum beeinflussen. Und wenn die Frauen mit Wehen hierherkommen, wollen sie einfach nur, dass das Kind endlich geboren wird.“

Es weihnachtet sehr auf der Geburtsstation, mit Tannenbaum und Kerzengesteck. Die junge Hebamme will noch Kekse backen und ihrer Kollegin aus der vorherigen Schicht etwas vom häuslichen Weihnachtsmenü, traditionell Fisch, mitbringen. Und zu den Geburten gibt es Sekt — natürlich alkoholfrei. Übertrieben stimmungsvoll wird es aber nicht zugehen, auch die muslimischen Familien sollen sich wohlfühlen.

Irgendwann will Natalie Bykowski selbst ein bis zwei Kinder. Jetzt aber wartet sie erst einmal, gemeinsam mit ihren Kolleginnen, aufs diesjährige Christkind. Vielleicht wird ja am heiligen Abend eine kleine Hildenerin das Licht der Welt erblicken. Einen perfekten Namen gäbe es schon. Natalie — „die an Weihnachten Geborene“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort