Haanerin auf Krankenhausschiff: Angeheuert, um zu helfen

Die Haanerin Renate Köhler verbrachte zwei Wochen auf dem Krankenhausschiff „African Mercy“ und engagierte sich dort ehrenamtlich.

Haan. Der Aufenthalt auf der „African Mercy“ hat Renate Köhler tief beeindruckt und bewegt.

Auch heute, drei Monate nach ihrem Aufenthalt auf dem Krankenhausschiff, das zuletzt zehn Monate im Hafen von Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, lag, leuchten ihre Augen, wenn sie davon erzählt.

Ihr Sohn Guido, plastischer und Handchirurg, der inzwischen mit seiner Familie in Großbritannien lebt und arbeitet, heuert einmal im Jahr auf dem umgebauten dänischen Frachtschiff an und operiert ehrenamtlich Menschen aus den ärmsten Ländern der Welt.

Und als klar war, dass im September dieses Jahres der nächste Einsatz ansteht, „meinte er, ich sollte mitkommen und ihn begleiten“, erinnert sich Renate Köhler, die nicht lange überlegen musste. „Sie hat schnell zugesagt“, fügt ihr Mann Klaus hinzu.

„Dabei bin ich medizinisch überhaupt nicht vorgebildet“, sagt sie. „Aber es gibt auf der „African Mercy“ auch viele Aufgaben außerhalb des medizinischen Bereichs.“ Von 8 bis 17 Uhr stand die Haanerin mit anderen Freiwilligen täglich in der Küche des Schiffes, putzte und wusch Salat und Obst.

„Alle arbeiten dort gerne und mit Freude“, erzählt sie. Egal, ob in der Kombüse, die täglich 450 Mahlzeiten zubereitet, oder im OP — das Engagement ist groß, keiner drückt sich, jeder habe Interesse an dem anderen.

„Mir war es sehr wichtig, für eine christliche Organisation zu arbeiten“, sagt sie und berichtet, dass die Ärzte und Schwestern auf der Krankenstation jeden Morgen beten, „für die Operationen und die Patienten“. Denn die kommen mit den unterschiedlichsten Krankheiten auf das Schiff.

Viele leiden unter gutartigen Tumoren, die die Gesichter entstellen und sie an den Rand der Gesellschaft drängen. Andere leiden unter den Folgen des Bürgerkrieges, haben Schussverletzungen oder Brandwunden, die sie sich an den offenen Feuern, auf denen fast überall in Sierra Leone gekocht wird, holen.

„Noch im Flugzeug habe ich mich gefragt, womit ich es verdient habe, in Deutschland zu leben“, sagt sie. „Von Armut zu wissen oder sie hautnah zu erleben, das ist etwas ganz anderes.“

Überwindung habe es sie gekostet, an einer Operation teilzunehmen. Jeder Mitarbeiter auf dem Schiff bekommt dazu einmal während seines Aufenthaltes Gelegenheit „Das wollte ich erst nicht“, sagt sie, sei dann aber doch von anderen überredet worden.

„Es war faszinierend zu sehen, wie den Menschen geholfen werden kann“, schwärmt sie. Dem Patienten wurde in einer fünf Stunden dauernden Operation ein Stück seiner Schädeldecke entfernt, um sie als Ersatz für sein zerschossenes Jochbein einzusetzen.

Ob sie noch einmal auf der „African Mercy anheuern würde? Renate Köhler zögert kurz: „Ja, ich würde es wieder tun. Es ist ein Erlebnis der besonderen Art.“

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