Haaner Jecke im Charleston-Fieber

Gegen etwa 100 feierwütige Möhne in Federboa konnte Baumeisterin Bettina mit ihrem versammelten Handwerkerteam das Rathaus nicht verteidigen.

Haaner Jecke im Charleston-Fieber
Foto: ola

Haan. Ein wildes Handgemenge, spitze Schreie und ein kräftiges Zerren und Ziehen tobte gestern beim Sturm der Möhnen auf das Rathaus. Bürgermeisterin Warnecke, die als Bettina, die Baumeisterin, ihr Hoheitsgebiet tapfer verteidigte, hatte beim Kampf um den Stadtschlüssel das Nachsehen. Die Anführerinnen der fast 100 Frauen umzingelten die Verwaltungschefin und luchsten ihr das Symbol der Macht ab. Einmal mehr übernahmen die Möhnen die Schaltzentrale an der Kaiserstraße und begeisterten die Mitarbeiter sowie die stellvertretenden Bürgermeister Jens Niklaus und Klaus Mentrop mit ihrem Auftritt im Charleston-Stil.

Haaner Jecke im Charleston-Fieber
Foto: Staschik

Schon bei der Kirmes hatten die Möhnen über ihr Motto für Altweiber abgestimmt und sich auf die elegante Zeit der 1920er Jahre geeinigt. Aufwendige Frisuren wie die Wasserwelle durften ebenso wenig fehlen wie Federboas, Zigaretten mit Mundstück und fein bestickte Kopfbänder. Vor der Schlacht trafen sich die Möhnen in der Gaststätte „Vici’s“ an der Walder Straße zu Frühstück und Sekt.

Haaner Jecke im Charleston-Fieber
Foto: Oelbracht

86 Frauen hatten sich für die Aktion bei den Organisatorinnen Silvia Simovic und ihrer Tochter Katja angemeldet, spontan schlossen sich weitere Möhnen an. Darunter Inge Schemitzek, die zum ersten Mal mitstürmte. „Dieses Jahr habe ich Urlaub genommen“, erzählte die gebürtige Kölnerin, die das Rathaus zum letzten Mal bei ihrer Hochzeit von innen gesehen hat.

Bettina Warnecke um 11.10 Uhr kurz vor dem Rathaussturm

Silvia Simovic hoffte auf etwas mehr Widerstand der Bürgermeisterin. „Sie hat es uns 2017 etwas zu einfach gemacht“, erinnerte sich die Obermöhne, die die Aktion seit 1992 in Haan anführt. Der frühere Bürgermeister Knut vom Bovert habe es ihr und ihren Mitstreiterinnen immer schwerer gemacht.

Das wollte Bettina Warnecke nicht auf sich sitzenlassen. „Denen werde ich’s zeigen“, gab sie sich um 11.10 Uhr kampfbereit. Eine Minute später verteilten sie, Mentrop und Nikolaus Kräuterschnaps am Bande an die Möhnen. Im Sitzungssaal wehrte sich die Verwaltungschefin zunächst tatkräftig. In Pink- statt Blaumann gab sie sich letztlich geschlagen — und schnappte sich gleich Kinderprinz Pascal II. zum Schwof. Prinzessin Xenia I. und Hoppeditzin Natalie Bartoß staunten über die souveränen Tanzschritte des jecken Regenten. Die Tollitäten verteilten eifrig Orden und gratulierten nachträglich: Warnecke und Möhne Inge Schwager hatten am Dienstag beide Geburtstag.

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