Haan verzichtet auf Namenszusatz

Die CDU findet für ihren Antrag, den Zusatz „Gartenstadt“ auf dem Ortsschild zu verwenden, keine Mehrheit.

Haan verzichtet auf Namenszusatz
Foto: Olaf Staschik

Haan. Leichlingen schmückt sich mit dem Zusatz „Blütenstadt“, Erkrath mit „Fundort des Nenandertalers“ und Mettmann mit „Neanderthal-Stadt“. Haan solle seine Ortseingangsschilder um den Beinamen „Gartenstadt“ ergänzen, schlug die CDU-Fraktion vor. Der Antrag stieß bei den anderen Fraktionen aber auf wenig Gegenliebe und wurde im Stadtentwicklungsausschuss knapp mit 8:7 Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt.

Die Stadt Haan führt den Beinamen Gartenstadt seit Jahrzehnten, argumentiert Harald Giebels für die Christdemokraten: etwa im Briefkopf oder auf der Homepage der Stadt. Viele Grundstücke besäßen immer noch gepflegte Gärten. Der Verein GartenLust pflege mit seiner Gartenmesse und der Teilnahme an der Aktion „Offene Gärten“ dieses Image. Deshalb sollten auch die Ortseingangsschilder mit dem Zusatz „Gartenstadt“ ergänzt werden.

Das ist rechtlich möglich, wenn der Rat das mit einer Mehrheit von drei Viertel seiner Mitglieder beschließt. Die Kosten schätzt die Verwaltung auf 3000 Euro. Die Wortmarke „Gartenstadt“ sei rechtlich nicht geschützt. Petra Lerch (GAL) war nicht klar, was denn genau mit „Gartenstadt“ gemeint sein. Walter Drennhaus (SPD) fragte, welche Kriterien für den Beinamen angelegt werden: „Wir sollten nicht etwas auf eine Packung schreiben, was nicht drin ist.“

Auch Meike Lukat (WLH) wollte erst Kriterien aufstellen und wies darauf hin, dass viele Gärten inzwischen bebaut worden seien. „Das haben wir alle beschlossen“, hielt Giebels dagegen. Der Beiname Gartenstadt habe historischen Ursprung und erinnere an das viele öffentliche und private Grün, das es in Haan immer gegeben habe. Einen offiziellen Beschluss, sich Gartenstadt zu nennen, gibt es in Haan nicht, so Stadtarchivarin Birgit Markley. Der Begriff Gartenstadt taucht 1917 auf einer Kriegsnotgeldmünze auf, die aus Ermangelung eines Wappens ein Bild des Haaner Rathauses zierte, hat der Historiker Reinhard Koll festgestellt. 1921 erhielt Haan die Stadtrechte. In den 1920er- und 1930er Jahren wurde der Begriff Gartenstadt häufig verwendet.

Das spielte sicher auch der Stolz der Haaner auf ihre frisch errungene Selbstständigkeit eine Rolle. Ab August des Jahres 1923 hat die Stadt Haan den Beinamen auf die Rückseite von Notgeldscheinen gedruckt, berichtet Markley. Mit der von Ebenezer Howard in England angestoßenen Gartenstadt-Bewegung hat Haan nichts zu tun.

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