Haan Ein Spieleparadies auf dem Dachboden

Haan · Sven Kübler ist seit 40 Jahren Spielesammler und -erfinder.

 Auf seinem Dachboden hat Sven Kübler rund 1500 Spiele, einige hat er auch schon verkauft.

Auf seinem Dachboden hat Sven Kübler rund 1500 Spiele, einige hat er auch schon verkauft.

Foto: Tanja Bamme

Sven Kübler ist Spiele-Fan. Der Haaner hat in seinem Dachgeschoss ein echtes Mekka für Spielefreunde geschaffen. Weit über 1500 Spiele lassen sich in den Regalen und auf den Tischen finden. „Und es waren mal weit mehr. Ich habe sicher schon 1000 Spiele verkauft“, sagt er. Das Spielen liegt dem beinah 70-Jährigen in den Genen. „Meine Mutter hat immer gerne Bridge gespielt. Später hat sie für uns Geschwister oft das Skat-Spiel rausgeholt. Mein Vater wiederum konnte damit gar nichts anfangen“, erinnert sich Kübler.

Später war es ein Nachbar, der die Leidenschaft weiter entfachte. „Der hat bei 3M gearbeitet. Und die haben früher auch mal selbst Spiele aufgelegt. Die hab ich dann mit ihm getestet und entwickelt.“ Mit den Jahren wurde aus der Leidenschaft viel mehr eine Passion. Kübler entwickelte Spielereisen, berichtete in Funk und Fernsehen von Spieleneuheiten, gab Spiel-Unterricht bei der Volkshochschule, war Initiator und Organisator der Brettspielmeisterschaft und Schiedsrichter bei der Deutschen Meisterschaft für Monopoly-Spieler. Auch selbst wird er gerne mal kreativ. An sieben Spielen hat er als Autor mitgewirkt, drei weitere sind derzeit noch in der Pipeline. „Das macht mir einfach Spaß“, sagt Kübler, der Mitglied in der Spielautorenzunft ist.

Dass die Vermarktung das A und O für den Erfolg eines Spieles ist, dessen ist sich Kübler sicher. Und so hat es ein Spiel, das sich um die beliebten Kinderfilme von Shaun das Schaf dreht, nicht unbedingt zum Kassenschlager geschafft. „Was eigentlich sehr schade ist, ich hätte die Vermarktung ganz anders angepackt. Aber gut, dafür bin ich nicht mehr zuständig.“ Vielmehr geht es den Spielverlagen um die Ideen der Autoren. Oft werden diese aufgegriffen und verlagsintern weiterentwickelt. Heraus kommen mitunter ganz andere Spiele. „Man kann das als Autor mitgehen oder eben nicht. Das ist jedem selbst überlassen. Letztlich muss man sich auch mit dem Spiel identifizieren, wo sein Name draufsteht.“

Freude bereitete es Kübler aber auch, immer wieder neue Spiele zu testen. Dienstags trifft er sich daher mit drei Gleichgesinnten, die mit ihm die neusten Spielkreationen auf Herz und Nieren testen. Strategiespiele oder solche, die man als Team gewinnen muss, bereiten ihm dabei die größte Freude. Um eben diese Freude zu teilen, veranstaltet Kübler auch Spieleabende im Café im Dorf in Gruiten. Alle sechs Wochen, immer freitags, können bis zu 20 Spielebegeisterte gemeinsam neue Spiele kennenlernen. „Es kommen ganz unterschiedliche Menschen dazu. Mal echte Anfänger, mal erfahrene Spieler. Da ist es wichtig, dass man für jeden etwas dabei hat.“

Auf dem Dachboden stehen daher stets fertig gepackte Kisten. Die nimmt Sven Kübler dann mit zu seinen Veranstaltungen. Was die Teilnehmer an dem Haaner schätzen, ist die Fähigkeit, die Spiele verständlich zu erklären. Nicht immer sind Spiele nämlich schnell umgesetzt. „Wenn man schon Stunden aufbringen muss, sich ein Spiel anzueignen, dann verliert man schnell die Lust. Das ist bei mir auch nicht anders.“ Früher gaben die Spiele des Jahres oft die Marschrichtung an. „Die hat man gekauft und unter den Tannenbaum gelegt. Da wusste man stets, dass es spannende und gute Spiele sind“, erinnert sich Kübler. Heute sei das aber längst nicht mehr der Fall. Zwar gebe es auch heute noch Jahresspiele für Kenner oder Familien, die wirklich gut seien, aber mitunter sind diese auch sehr komplex.

Die Corona-Pandemie hat die Spielefreude des Haaners etwas ausgebremst. Zwei Jahre durften keine Spielereisen stattfinden. In diesem Jahr war es aber endlich wieder so weit. Rund 50 Teilnehmer trafen sich in einem Hotel in Bad Soden-Salmünster in Hessen. Dort wurden dann vier Tage ausschließlich für das gesellige Beisammensein und das Spielen genutzt. „Was ich brauche, das sind Menschen, die Gewinnen wollen, und solche, die Verlieren können. Es bringt bei solchen Veranstaltungen nichts, wenn man Menschen hat, die sich über jedes verlorene Spiel aufregen oder sich ärgern“, sagt Kübler.

Ein Lieblingsspiel hat er übrigens nicht. „Das ist wirklich schwer zu sagen. Es kommt immer darauf an, mit welcher Gruppe man spielt. Und dann gibt es ganz unterschiedliche Spiele, die mir wirklich gut gefallen.“ Über die Jahre hat sich der Spiele-Fan auch bei den Verlagen einen Namen gemacht und wird als Multiplikator angesehen. Nicht selten bekommt er daher die neusten Spiele zugeschickt, die er dann gemeinsam mit Freunden testet und diese auch an Bekannte weitergibt. „Wenn beispielsweise beim Spieleabend im Café ein Spiel gut ankommt, dann kaufen es sich die Leute auch nach“, erklärt er. Mit Blick in die Zukunft, da hätte Sven Kübler gerne noch viel mehr Zeit zum Spielen. „Denn eins ist sicher: Spielen hält jung.“

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