Haan Firma Aperam will Müllchaos Herr werden

Haan · Seit Monaten häufen sich Müll-und Fäkalienfunde an der Niederbergischen Allee. Die ansässige Firma schafft Abhilfe.

 An der Niederbergischen Allee hinterlassen viele dort nachts parkende Lastwagenfahrer eine Menge Müll, auch Fäkalien. Die Firma Aperam will jetzt Müllcontainer und Mobil-Toiletten aufstellen.

An der Niederbergischen Allee hinterlassen viele dort nachts parkende Lastwagenfahrer eine Menge Müll, auch Fäkalien. Die Firma Aperam will jetzt Müllcontainer und Mobil-Toiletten aufstellen.

Foto: Ralf Geraedts

Das Bild wiederholt sich mit fast täglicher Regelmäßigkeit: Lkw reiht sich an Lkw auf der Niederbergischen Allee. Unweit der Haaner Stahl-und Elektroblech-Firma Aperam parken zeitweise bis zu 14 Lastwagen, deren Fahrer versuchen, dort ihre Ruhezeiten zu verbringen. Ihre Hinterlassenschaften haben in den vergangenen Wochen und Monaten für einigen Unmut gesorgt.

Insbesondere vor dem Lärmschutzwall sieht es zeitweise aus, als hätten die Fahrer ihre Mülltüten einfach aus dem Fenster gekippt. Auch menschliche Hinterlassenschaften (der unappetitlichen Art) wurden dort immer wieder gefunden.

Armin Dahl, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (Agnu) in Haan, hat die Vorgänge schon länger beobachtet und sie jetzt in Form eines „modernen Märchens“ auf der Facebook-Seite der Organisation als „Das Märchen vom schönen Müll und den bösen Lastern” veröffentlicht.

 Viele Lkws steuern regelmäßig das Gelände der Firma Aperam an und legen dann dort eine Pause ein.

Viele Lkws steuern regelmäßig das Gelände der Firma Aperam an und legen dann dort eine Pause ein.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Darin heißt es unter anderem wörtlich: „Es war einmal vor gar nicht so langer Zeit, da suchte eine Menge Fuhrleute jede Nacht ihren Übernachtungsplatz an der Hauptstraße oder in einem Industriegebiet. Das waren meist ungehobelte arme Kerle vom Balkan, denn in Deutschland wollte keiner die langweilige Arbeit machen, Waren quer durch Europa zu karren, beinahe rund um die Uhr und dazu noch mies bezahlt.

Abends rollten diese Burschen gemütlich den Schlafsack in ihren Kutschen aus, machten danach in einer Kiste ein Feuerchen, mit ein paar Gleichgesinnten tranken sie ein Bierchen und wärmten dabei ein paar Dosen auf. Kleinere und größere Geschäfte verrichteten sie an der Böschung, den Müll in den Straßengraben geschmissen, ein paar Stunden friedlich geschlummert und morgens in aller Frühe waren alle Kutschen wieder weg zur Arbeit.

Kaum hatte es sich herumgesprochen, dass man an diesem Platz von der Polizei in Ruhe gelassen wird, da standen schon die nächsten Kollegen mit ihren Kutschen da. Das Ordnungsamt schlief nachts seinen wohlverdienten Schlaf, in Kleinstädten, schon gar im Außenbereich, konnte man nachts landauf landab bekanntlich tun und lassen was man wollte.

Und so verteilten sich weggeworfene Plastikverpackungen, Müll und übler Geruch über die Gegend, nach wenigen Wochen sah die Straßenböschung aus wie eine philippinische Müllkippe, und roch auch ebenso lecker. Die Anlieger freuten sich herzlich über den Besuch und das Plastik machte die langweiligen Felder und Wiesen ein wenig bunter. Und schaffte sogar noch Arbeit, denn der Landwirt kam regelmäßig vorbei und sammelte den Müll wieder auf, bevor er untergepflügt wurde oder am Ende gar im Heu landete. Von ferne rauschte Tag und Nacht der Verkehr, der seit Jahren kontinuierlich zunahm, angelockt von vierspurigen Autobahnen und nahegelegenen Gewerbegebieten.

Die heimische Wirtschaft brummte zufrieden, die Firmen rieben sich wegen niedriger Transportkosten die Hände, und in Osteuropa warteten viele Frauen wochenlang auf ihre Männer, die auf Deutschlands Straßen das Geld einfuhren. Und wenn die nicht gestorben sind, dann wächst die Müllkippe im Außenbereich weiter.” Genau das soll jedoch nicht passieren, denn jetzt sagt die Firma Aperam die Lkw-Hinterlassenschaften den Kampf an. „Wir werden diese Situation nicht weiter tolerieren“, betonte Geschäftsleitungs-Mitglied Peter Reichel jetzt auf Anfrage.

Als erste Maßnahme werden demnach künftig immer freitags Reinigungs-Teams den Müll aufsammeln und entsorgen. Gleichzeitig bestellt der Elektroblech-Hersteller sechs Mülleimer, die entlang der Straße installiert werden sollen. Und schließlich sollen auch sogenannte Dixi-Toiletten für die Notdurft der Fahrer aufgestellt werden.

„Wir sind uns des enormen Drucks bewusst, unter dem diese Fahrer stehen“, sagt Reichel. Deshalb ergreife man auch diese Maßnahmen. Ob das Problem damit gelöst ist, vermag er jedoch nicht vorauszusagen. Die persönliche Bereitschaft der Fahrer mitzumachen sei nur schwer einzuschätzen: „Tagsüber gibt es schon jetzt die Möglichkeit, Mülleimer auf unserem Firmengelände zu nutzen“, sagt der Manager. „Leider macht längst nicht jeder Gebrauch davon.“ Aperam ist ein bedeutender börsennotierter Hersteller von rostfreiem Stahl und Elektroblech mit Sitz in Luxemburg und beschäftigt in mehr als 40 Ländern 9600 Mitarbeiter. Mit einem Umsatz von rund 4,3 Milliarden US-Dollar ist es einer der weltgrößten Produzenten von Edelstahl.

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