Onlineshop in Haan Sie restauriert Altes und verkauft online

Haan · Nachhaltig verkaufen und nachhaltig verpacken, das möchte Johanna Bolz mit ihrem Vintage-Onlineshop.

 Johanna Bolz in ihrem Haaner Vintage-Kontor. Von dort aus bedient die Geschäftsfrau eine spannende Produktnische.

Johanna Bolz in ihrem Haaner Vintage-Kontor. Von dort aus bedient die Geschäftsfrau eine spannende Produktnische.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Egal ob kaputter Schrank, verrosteter Spind oder verkalkte Vase – Johanna Bolz unterzieht alle einer Schönheitsbehandlung. Alte, gebrauchte Gegenstände werden restauriert und erhalten so ein neues Image. Nachhaltigkeit wird beim Onlineshop Vintage Kontor groß geschrieben. Und das auch in Sachen Verpackung.

 Seit mittlerweile mehr als einem Jahr existiert der Onlineshop, der Vintage-Einzelstücke und alte Schätzchen mit Stil und Patina aus vergangenen Zeiten anbietet. Die Entscheidung dazu fällte Inhaberin Johanna Bolz bewusst – in Zeiten der Pandemie, als ihre Arbeit ruhen musste und die meisten Geschäfte geschlossen hatten. 18 Jahre lang führte die Hildenerin eine Eventagentur in Düsseldorf, die sie mittlerweile auch nach Haan verlagert hat. 2020 kam dann Corona. „Das war für mich wie eine Vollbremsung auf der Autobahn“, erklärt die Unternehmerin. 

Plötzlich gab es für sie und ihre Mitarbeiter so gut wie nichts mehr zu tun, Aussicht auf Besserung gab es nicht. Johanna Bolz nutzte diese Zeit für Veränderungen, machte ihr Hobby zum Beruf und gründete den Onlineshop „Vintage-Kontor“. Dort verkauft sie alte ausgefallene Schätze mit Stil und Patina. Allen Gegenständen ist gemein, dass sie mindestens 20 Jahre alt, gebraucht sind und somit nicht noch einmal hergestellt werden. „Irgendwie wird der Begriff ‚gebraucht’ der Sache aber nicht gerecht“, sagt Bolz. „Preloved“ sei viel schöner. Das bedeute, dass der Gegenstand schon einmal geliebt wurde und eine zweite Chance bekommt.

Bolz profitiert auch von Haushaltsauflösungen

Die Sachen, die Bolz mühevoll säubert und restauriert wie etwa eine alte verkalkte Vase, gelangen auch über Haushaltsauflösungen zu ihr. Eine ältere Dame, die ihr Haus verkauft hatte, wollte beispielsweise nicht, dass ihre Porzellanterrinen-Sammlung auf dem Müll landet. Auch im Sperrmüll entdeckt Bolz manchmal das ein oder andere Schätzchen. „Ich rette eine alte Werkbank, die ein Handwerker nicht mehr braucht, bringe sie in anderer Form zu einem neuen Besitzer zurück. Das ist wie eine Datingplattform für alte Dinge“. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Ebay-Kleinanzeigen, nur dass es eine Rechnung gibt. In einem normalen Ladenlokal würde dieses Konzept nicht funktionieren, sagt Bolz. Für ihren Vintage-Shop mit Lager in Haan macht Johanna Bolz das meiste selbst: Sie sichtet die Ware, säubert und restauriert sie, macht Fotos für den Shop. Zwei Mitarbeiter unterstützen sie dabei, einer in kaufmännischen Dingen, ein älterer Herr hilft ihr bei der Restauration und im Lager.Die Verbundenheit zu Vintage-Möbeln entstand bei Bolz bereits in der Kindheit. „Auch zu Hause hatten wir keine Standardmöbel. Das haben unsere Eltern an uns weitergegeben“. Doch während der Begriff „gebraucht“ früher irgendwie uncool gewesen sei und von Sparsamkeit oder finanzieller Not zeugte, hat sich der Begriff für Möbel, Accessoires, Deko und Kleidung zum Positiven hin gewandelt. Gerade in der Pandemie ist das Bedürfnis nach Individualität gestiegen. „Die Leute konnten nicht mehr ausgehen und ihre neuen Klamotten ausführen, dafür haben sie es sich lieber zu Hause schön gemacht“, erläutert Bolz. Dinge wie beispielsweise eine Vase, wie es sie bei jedem Möbel-Giganten zu kaufen gibt, seien da nicht gefragt.

 Zu ihren Verkaufsschlagern gehören beispielsweise ein altes Backblech und eine Holz-Werkzeugkiste, die neu interpretiert anders wiederverwendet werden. Die Backbleche etwa sind 60 mal 80 Zentimeter groß, waren jahrzehntelang in einem Familienbetrieb in Gebrauch und weisen deutliche Witterungsspuren auf. „Besonders Foodblogger kaufen dieses Stück und nutzen es, um Essen darauf zu fotografieren. Die alte Werkzeugkiste wurde aus Resten von altem Bauholz gezimmert, gefragt sei sie jedoch nicht bei Handwerkern für Hammer und Schraubenzieher, sondern bei Barbershops. Das Thema Nachhaltigkeit setzt sich bei der Verpackung der Ware fort. 

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