Stadtrat Flüchtlingsheim braucht keine Security

Haan. · Zu diesem Schluss kam ein Gutachter mit seiner Gefahrenanalyse für die Kaiserstraße.

 Das Flüchtlingsheim an der Kaiserstraße ist voll belegt.

Das Flüchtlingsheim an der Kaiserstraße ist voll belegt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Stadt Haan kann unter bestimmten Umständen künftig komplett auf den Sicherheitsdienst in der Flüchtlings-Unterkunft an der Kaiserstraße verzichten. Dies ist das Ergebnis einer Gutachter-Untersuchung des Büros Kraiss, Wilke & Kollegen, die die Verwaltung in Auftrag gegeben hatte. Ziel war es eigentlich, zu klären, ob tagsüber auf die Anwesenheit von Wachpersonal verzichtet werden kann.

Umso größer fiel dann die Überraschung aus, als Volker Kraiss in seiner Analyse plötzlich zu dem Schluss kam: „Der Nachtdienst scheint mir ebenfalls überflüssig zu sein.” Mehr noch: Bei einem Verzicht und gleichzeitiger Aufschaltung in eine überregionale Notrufzentrale könne die Stadtverwaltung nicht nur Geld sparen, sondern die Sicherheit in den beiden betroffenen Häusern sogar noch verbessern.

In Haan leben zurzeit rund 500 Flüchtlinge. Die Stadt betreibt an insgesamt acht Standorten Wohnunterkünfte für Flüchtlinge, Asylbewerber und obdachlose Personen. Eine davon befindet sich unmittelbar im Stadtzentrum – die ehemalige Landesfinanzschule. Für ihr Gelände kommt der Gutachter zu einem eindeutigen Schluss: „Ein unberechtigtes Eindringen auf das Gelände kann trotz Sicherheitsdienst nicht verhindert werden.“

Ein unbemerktes Annähern an die Gebäude sei jederzeit möglich. Einbrüche oder Einbruchsversuche könnten nicht erkannt beziehungsweise gemeldet werden. Notrufeinrichtungen, unterstützende Videoanlagen und Ähnliches seien nicht vorhanden. Auch Eskalationen in Reihen der Bewohner könnten vom Sicherheitsdienst nur bedingt wahrgenommen werden. Denn der sitze in einer Art Pförtnerloge und habe keinerlei direkten Kontakt zu dem sich dahinter befindenden Wohnbereich.

Das Personal des Jugendamtes
ist Gefahr ausgesetzt

Der Gutachter bemängelt ein weiteres entscheidendes Detail: „Das Personal des Jugendamtes (Vormundschaft, Beistandschaft und Pflegschaft) sowie des Amtes für Soziales und Integration ist einer besonderen Gefährdung ausgesetzt. Die Lage der Büros im Haus Rheinland erschwert erfolgreiche
Hilferufe oder Hilfeleistung. Sowohl schneller Hilferuf als auch eine erfolgreiche Intervention sind in Frage zu stellen.”

270 000 Euro gibt Haan zurzeit für die Sicherheitsdienste in der ehemaligen Landesfinanzschule aus. Volker Kraiss zufolge könnte man deutlich Geld sparen und die Sicherheitslage verbessern, wenn man eine Gegensprechanlage mit Videofunktion am Eingangsbereich installieren würde und das gesamte Gefahren-Meldesystem (Brand, Einbruch, Video, Kommunikation, Tür- und Torsteuerung) auf eine 24 Stunden besetzte Notrufzentrale aufschalten würde.

Weitere Vorschläge: installieren von Notrufeinrichtungen mit Sprachübertragung in den Fluren des Wohngebäudes und an den besonders gefährdeten Büroarbeitsplätzen Einrichtung von Videoüberwachung und Videokameras an den Zugängen zu den Gebäuden, vornehmlich dem Wohngebäude und der Zu- und Abfahrt in Übereinstimmung mit dem
Datenschutzgesetz.

Der Stadtrat nahm die Ausführungen von Kraiss mit großem Interesse zur Kenntnis und gab der Verwaltung gleich den Auftrag mit auf den Weg, bis zur nächsten Sitzung einen Vergleich anzustellen, ob und wie viel Geld bei der Umsetzung der Vorschläge tatsächlich eingespart werden könne. Eines hatte der Sicherheitsexperte ohnehin von vornherein deutlich gemacht: „Die aktuelle Bedrohungslage für die Unterkünfte in Haan ist nach allen Polizeidaten und unseren Auswertungen gleich null.” Mit irgendwie gearteten Anschlägen sei zurzeit nicht im geringsten zu rechnen.

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