Großtagespflegen bangen um ihre Existenz

Es gibt zu wenige Anmeldungen bei Tagesmüttern.

Haan. In Großstädten wie Düsseldorf und Köln können sich Tagesmütter vor Anfragen kaum retten. Im beschaulichen Haan ist die Situation für Tagesmütter und -väter nicht ganz so rosig, einige Großtagespflegen fürchten sogar um ihre Existenz. Oder sie können mit der Arbeit erst gar nicht beginnen, weil sie keine Kinder haben, die sie betreuen können.

„Wir haben uns inzwischen schon an die Nachbarstädte gewandt“, sagt Beate Büse, die mit Janine Sept in Gruiten die Großtagespflege „Plapperfrösche“ betreibt. „In Mettmann hat man uns gesagt, dass wir mit unserer Betreuung in den Randzeiten ein einmaliges Angebot machen“, sagt Büse.

Die qualifizierten Tagesmütter betreuen maximal neun Kinder werktags täglich von 6 bis 18 Uhr, „Aber wir springen auch am Wochenende oder in den späten Abendstunden ein, sind so flexibel wie möglich und ganz ohne Aufpreis“, wirbt Büse für ihr Angebot, für ihre Einrichtung. Viele Eltern bevorzugen für ihre Kinder einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte — das mussten auch Beate Büse und Janine Sept erleben, wieder einmal.

Vier ab August geltende Verträge hatten sie mit Eltern für die Betreuung von deren jeweiligen Kindern geschlossen, Gültigkeit hat inzwischen nur noch einer. „Uns sind drei Verträge geplatzt, weil die Eltern doch noch einen Kindergartenplatz bekommen haben“, sagt Büse: „Aber wir müssen diese drei Plätze belegen, sonst schaffen wir es nicht.“

Katja Clever wollte auf Anraten des Jugendamtes noch in diesem Jahr eine Großtagespflege an der Vohwinkler Straße eröffnen. Weil aber auch beispielsweise „Die Knirpskiste“ am Gaudigweg Probleme hat, zum August ihre Plätze zu belegen, weiß sie derzeit nicht, ob sie den Weg in die Tagespflege wagen soll.

Es ist die neue Waldgruppe in Gruiten mit 18 Plätzen, die für freie Plätze in den Kitas und damit Existenzängsten bei den Tagesmüttern sorgt. Schließlich soll auch so schnell wie möglich ein neuer Kindergarten in Gruiten entstehen. Da fragen sich die Tagesmütter im Stadtteil, ob ihr Angebot auf Dauer überhaupt noch gefragt sein wird.

„Grundsätzlich brauchen wir die Tagesmütter“, versichert Jugendamtsleiterin Elke Fischer auf Nachfrage. Gleichzeitig weiß sie, dass viele Eltern in Haan die Tagespflege immer noch als Übergangslösung und Lückenbüßer verstehen. „Formal rechtlich ist die Betreuung in einer Kindertagesstätte der in einer Tagespflege gleichgestellt“, sagte sie im Jugendhilfeausschuss.

In der Realität sei die Flexibilität der Tagespflege gleichzeitig ihr Fluch. „Vielleicht müssen die Tagesmütter und -väter auch über die Ausgestaltung ihrer Verträge nachdenken“, fügte Fischer hinzu. Denkbar sei beispielsweise das Vereinbaren einer Ausfallgebühr, wenn ein Vertrag nicht erfüllt wird. Generell müsse die Akzeptanz der Gleichstellung „bei uns noch aktiviert werden“ (Fischer).

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