Grabsteine erzählen Geschichten

Die Friedhofsmauer in Gruiten-Dorf enthält in Stein gemeißelte Historie. Sie soll wieder sichtbar werden.

Grabsteine erzählen Geschichten
Foto: Olaf Staschik

Haan. Der katholische Friedhof rund um den alten St.-Nikolaus-Turm liegt oberhalb von Gruiten-Dorf. Zu den Häusern hin wird der Gottesacker von einer Mauer aus Bruchsteinen begrenzt. Darin eingearbeitet sind fünf große Grabsteine — aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Schriften sind aus der Nähe schon kaum zu entschlüsseln, geschweige denn aus einigen Metern Entfernung. Das soll sich bald ändern. Denn Hans-Joachim Friebe hat ein Restaurierungsprojekt organisiert, das umgesetzt werden kann, sobald das Geld für die Aktion beisammen ist.

Friebe hat die katholische Pfarrgemeinde angeschrieben, die Bürgerstiftung, die Stadt-Sparkasse Haan, die NRW-Stiftung und alle Ratsfraktionen. Ende der 1970er Jahre ist die Friedhofsmauer gereinigt und zum Teil vor einer gegossenen Betonstütze neu aufgeschichtet worden; damals war die Mauer im Bereich der alten Schule instabil geworden. „Der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Wetter und Luftverschmutzung haben dem denkmalgeschützten Objekt stark zugesetzt. Wir alle stehen in der Verantwortung, wertvolles Kulturgut zu erhalten“, schrieb Friebe an potenzielle Sponsoren.

Die untere Denkmalbehörde Haan hat das Restaurationsvorhaben auf Antrag der katholischen Kirche genehmigt. Die Arbeiten sollen von Ulrich Hahn aus Millrath ausgeführt werden. Der Steinmetz- und Steinbildhauermeister hat als geprüfter Restaurator viel Erfahrung mit in Stein gemeißelter Geschichte, arbeitete am Kölner Dom, an verschiedenen anderen Kirchen, restaurierte auf dem jüdischen Friedhof in Hamburg und verschaffte auch dem Düsseldorfer Jan-Wellem-Denkmal zusammen mit Kollegen neuen Glanz. Die Gruitener Grabsteine will er reinigen und versuchen, die feinen, bröckelnden Teile zu sichern und bröckelnde Stücke wieder anzukleben. Die Prozedur soll dazu beitragen, das in die Steintaschen kein Wasser und keine Insekten eindringen können. Teils soll die Schrift etwas nachgemalt werden, auf dass man von der Straße Am Weinberg sehen kann, dass dort etwas eingemeißelt ist.

Die Farbe wird in Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde noch ausgewählt. Im Grunde aber werde „das Aussehen sich nicht verändern“. Eine gute Restaurierung, sagt der Spezialist, solle nicht zu sehen sein. Zusammengenommen werde er „sicher eine Woche“ vor den Grabsteinen hocken, schätzt Ulrich Hahn. Zwischen den Arbeitsgängen müssten immer wieder auch Trocknungszeiten eingehalten werden. Die verschiedenen Grabsteine seien aus Schiefer, schiefrigem Kalkstein und auch Stenzelberger Latit.

„Sobald die Mittel da sind, kann es starten“, sagt Friebe, der seit mehr als 70 Jahren im Dorf lebt. Das rustikale Aussehen der Mauer, vor der Friebe vor einigen Jahren Weinstöcke gesetzt hat, solle erhalten bleiben. Der Wunsch des Gruiteners: Die heute in der Mauer unter Moos und Algen optisch verschwindenden Grabsteine sollen wieder sichtbar werden, nicht zuletzt, damit auch die Beschreibung aus dem Gruitener Dorfführer wieder eine Bewandtnis habe.

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