Ratswahl in Haan GAL und WLH können punkten

Haan. · Sieben Gruppierungen sitzen im neuen Stadtrat. CDU, SPD und FDP mussten Federn lassen – WLH, GAL und die neue Bürger Union dürfen sich als Gewinner fühlen. Die AfD bleibt mit zwei Sitzen im Gremium vertreten.

 Stimmabgabe im Bürgersaal Gruiten: Er war eines der coronabedingt neu festgelegten Wahllokale.

Stimmabgabe im Bürgersaal Gruiten: Er war eines der coronabedingt neu festgelegten Wahllokale.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Meike Lukat konnte es eine gute Viertelstunde nach Bekanntgabe des Ergebnisses immer noch nicht fassen. Doch 26,08 Prozent belegten es Schwarz auf Weiß: Zum ersten Mal hat die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) einen Wahlkreis für den Stadtrat direkt gewonnen. Mehr Stimmen als ihre Kontrahenten von SPD und CDU hatte Lukat bekommen – das machte die WLH-Kandidatin und Fraktionschefin nach eigenen Worten „unglaublich glücklich“. Immerhin sei der Wahlbezirk 1050 immer ein „tiefschwarzer“ gewesen. Ihn im direkten Anlauf geholt zu haben, sei „das schönste Erlebnis seit Jahren“. Sprach’s und genehmigte sich ein Glas Rotwein bei der Feier im „Hotel im Park“.

Als CDU-Kandidatin hatte ausgerechnet Nadine Bartz-Jetzki im Wahlkreis 1050 auf dem Stimmzettel gestanden, um deren Wohnort es im Wahlkampf heftige Diskussionen gegeben hatte. Für sie wurden am Ende 25 Prozent notiert.

Lukats Wahlkreis zählte zu den ersten in Haan, deren Ergebnis feststand. Auch CDU-Fraktionschef Jens Lemke durfte sich vergleichsweise früh darüber freuen, in seinem Wahlbezirk 1010 (Gruiten Dorf) mehr als 41 Prozent der Stimmen geholt zu haben.

Kurz vor 23 Uhr fehlten immer noch zwei Stimmbezirke

Für andere wurde die Stimmauszählung jedoch zur Geduldsprobe. Selbst kurz vor 23 Uhr waren immer noch zwei Wahlbezirke nicht ausgezählt. Am Ende stand fest: Die Christdemokraten bleiben stärkste Fraktion im Rat, verlieren aber einen Sitz und kommen nur noch auf 12. Die SPD gibt drei Mandate ab und liegt bei acht, die WLH wird mit sechs Sitzen drittstärkste Kraft. Die GAL landet mit fünf Sitzen knapp dahinter. Die neue Bürger Union holt aus dem Stand zwei Mandate und damit genauso viel wie die AfD. Die FDP schließlich schrumpft von vier auf drei Sitze.

Die CDU war dank der gelungenen Wiederwahl von Bürgermeisterin Bettina Warnecke zwar erfreut, dennoch war man sich am Abend in der Geschäftsstelle durchaus bewusst, bei der Stadtratswahl Federn gelassen zu haben, wenn auch vergleichsweise moderat: „Natürlich hätten wir unser Ergebnis von 2014 gerne gehalten oder ausgebaut“, sagte Stadtverbands-Vorsitzender Wolfram Lohmar. Doch das sei nicht das Entscheidende für die neue Ratsperiode: Denn auch wenn die CDU deutlich die stärkste Fraktion bleibe, werde Politik insgesamt schwieriger, „weil immer mehr Gruppierungen im Rat vertreten sind“.

Eine von ihnen wird die erst wenige Wochen alte Wählergemeinschaft „Bürger für Haan – Bürger Union“ sein, bei der erst ganz zum Schluss klar war, dass sie mit zwei Vertretern ins Stadtparlament einziehen wird und eine Fraktion bilden kann. „Für uns ist das ein super Erfolg“, befand Spitzenkandidat Harald Giebels. Auf den letzten Drücker gestartet und mit wenig mehr als den Spenden der Mitglieder im Wahlkampf ausgestattet, habe man ein mehr als respektables Ergebnis erzielt.

Die SPD, die acht Prozent und drei Sitze verlor, vermochte ihrem Abschneiden durchaus auch einiges Positive abzugewinnen. Bernd Stracke, der Haaner Ortsverbandsvorsitzende, freute sich vor allem darüber, „dass wir mit fünf Direktmandaten so viele Wahlkreise gewonnen haben, wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr“. Dass unter den Direktsiegern auch zwei Jusos seien, stimme ihn besonders froh.

GAL und WLH durften sich dagegen als die eigentlichen Gewinner der Kommunalwahl auf die Schultern klopfen – sie haben beide gegenüber der letzten Kommunalwahl zugelegt. Mindestens sechs Sitze statt der bisherigen vier wollte die GAL im neuen Stadtrat erobern – am Ende wurden es fünf: „Damit lässt sich gut Politik machen“, befand Parteivorsitzender Jochen Sack. „Jetzt gilt es, in Ruhe auszuloten, mit wem wir unsere Ziele am besten umsetzen können.“

Noch stärkere Glücksgefühle ließen sich bei der WLH feststellen. Vorsitzende Annegret Wahlers gab noch vor der endgültigen Auszählung des Ergebnisses die Parole für die kommende Ratsperiode aus: die „ewige Allianz von CDU und FDP“ zu stutzen. Die Wahlbeteiligung lag in Haan bei 56,64 Prozent.

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