Friedensdienst in Amerika

Florian Lagoda (19) aus Haan wird ein Jahr lang für die Flüchtlingshilfe in den Vereinigten Staaten arbeiten.

Haan. Die Kinder von Pfarrerin Gabriele Gummel und Rolf-Joachim Lagoda zieht es in die Ferne. Oder wie es ihr ältester Sohn Florian sagt: „So geht jeder seinen Weg.“ Der 19-Jährige fliegt am Donnerstag in die USA, um in Lancaster, Pennsylvania, drei Autostunden von New York entfernt, einen Freiwilligen Friedensdienst zu absolvieren.

Ein Jahr lang wird er von zu Hause fort sein. Er ist aber nicht der Erste in der Familie, der ins Ausland geht. Seine Schwester Charlotte (17) war bereits ein Jahr ein Costa Rica. Die jüngste, Luisa (15), will im nächsten Jahr nach Südafrika. „Dann werden wir uns anderthalb Jahre nicht sehen“, sagt Florian Lagoda.

Schon während der Schulzeit sei ihm klar gewesen, dass er nach Nordamerika will. Eigentlich wollte er nach Kanada, doch dort gibt es zu wenig Projekte, auf die er sich hätte bewerben können. „Da fiel die Wahl dann schnell auf die USA“, sagt er: „Das Land fasziniert mich.“ Auch wenn er noch nie dort war.

Beworben hat sich der ehemalige Waldorfschüler — er hat im Sommer sein Abitur in Gruiten gemacht — bereits im vergangen Herbst bei der Evangelischen Kirche im Rheinland. „Die bieten seit 1995 die Möglichkeit, eines Freiwilligen Friedensdienstes“, sagt der junge Mann. Nach einem verpflichtenden Orientierungstag folgte die Einladung zur Bewerbung.

Auf zehn Seiten musste Lagoda für sich werben, unter anderem erklären, was für ihn Frieden bedeutet. Dass er sowohl beim CVJM als auch in der HTV-Leichathletikabteilung eine Gruppe geleitet hat, dürfte für ihn gesprochen haben. Von 170 Bewerbern wurden 65 Freiwillige genommen, unter ihnen auch Florian Lagoda.

Großen Respekt hat er jetzt schon vor der Arbeit, die ihn in Lancaster erwartet. „Ich werde Flüchtlinge, die in den USA landen, jeweils 90 Tage lang begleiten und betreuen“, sagt er.

Er bringt sie in ihren neuen Wohnungen unter, wird gespendete Möbel schleppen müssen und dafür sorgen, dass die Menschen, die vor allem aus Birma und Nepal kommen, eine Arbeit finden und die Sprache lernen. „Wir dürfen nur Englisch mit ihnen sprechen — und uns natürlich mit Händen und Füßen verständigen“, sagt der 19-Jährige.

Zur Vorbereitung auf seinen einjährigen Auslandsaufenthalt hat er ein Vorbereitungswochenende und einen 14-tägigen Ausreisekurs besucht. „Und wir müssen hier in Deutschland einen Förderkreis aufbauen, Öffentlichkeitsarbeit betreiben und Unterstützer finden, die rund 150 Euro im Monat für mich spenden“, zählt er auf. Hinzu kommen Rundbriefe, die er viermal im Jahr verschicken muss.

In den USA wird Lagoda eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt. Und er erhält 350 US-Dollar Taschengeld. „Ich habe dort eine Cousine zweiten Grades mütterlicherseits. Sie wohnt nur fünf Stunden entfernt, die werde ich auf jeden Fall besuchen“, sagt der 19-Jährige.

Besuch von seinen Eltern wird er nicht bekommen. „Das tut man nicht“, sagt Pfarrerin Gummel: „Höchstens am Ende des Aufenthalts, aber generell wird davon abgeraten.“ Und daran wollen sie und ihr Mann sich auch halten.

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