Schulprojekt in Haan Schüler-Workshop zum Thema Frieden

Haan · Friedenspädagogische Workshops mit dem Politikwissenschaftler Uli Jäger haben am Schulzentrum und am städtischen Gymnasium für große Begeisterung gesorgt. Der Rotary Club hatte das Projekt finanziert.

 Peace Day am Gymnasium Adlerstraße: (v.l.) Schüler Jan (13, 8. Klasse) und Workshop-Leiterin Carolin Sokele bei der Ausstellung im Foyer.

Peace Day am Gymnasium Adlerstraße: (v.l.) Schüler Jan (13, 8. Klasse) und Workshop-Leiterin Carolin Sokele bei der Ausstellung im Foyer.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein Klassenraum im städtischen Gymnasium Haan kurz nach 10 Uhr: Das Schiff auf dem Plakat an der Wand ähnelt einem der großen Kreuzfahrt-Dampfer – und ist doch so viel mehr: Das sogenannte „Peace Boat“ (Friedensschiff) bereist zwar auch die Weltmeere und bietet 1200 Personen Platz, doch an Bord befinden sich keine Touristenmassen, sondern Forscher und Studentengruppen – angelaufen werden meist Häfen in Konfliktgebieten. Dort kommen dann Personen aus dem jeweiligen Land an Bord, um mit den Fahrgästen zu diskutieren.

Uli Jäger hat das Plakat von der Wand genommen und wendet sich nun an die Achtklässler, die sich im Stuhlkreis um ihn herum gruppiert haben. „Weiß einer von euch, warum es gut sein kann, auf einem solchen Schiff zu diskutieren, statt anderswo?“, fragt der Politikprofessor, der als Friedens- und Konfliktforscher für die Tübinger Berghof Foundation arbeitet. Die Antwort der Schüler kommt sofort: „Weil die Teilnehmer dann nicht so einfach weglaufen können.“

Das sei absolut richtig, sagt der Dozent und lächelt, dann erläutert er: „Peace Boat wurde gegründet, um internationale Verbindungen zwischen Gruppen aufzubauen, die sich für Frieden, Menschenrechte, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung einsetzen.“ Auch er selbst habe mit seinen Studenten schon an Fahrten mit dem Schiff teilnehmen können: „Wer weiß: Wenn ihr später bei uns in Tübingen studiert, könnt ihr vielleicht auch mal mitfahren.“

Während Jäger erzählt, beugt sich Mia Neeb (13) zu ihrer Nachbarin und übersetzt für sie ins Englische. Die Schülerin neben ihr ist erst seit kurzem in Haan. Sie stammt aus der Ukraine und spricht noch kein Deutsch. Und doch spielt ihr Land an diesem Tag eine Hauptrolle beim „Peace Day“ am Gymnasium.

Was ist ein Konflikt? Wie entsteht er und wie gehe ich damit um? Zu diesen und anderen Fragen hat Friedenspädagoge Jäger unlängst ein 11-Punkte-Papier veröffentlicht. Er weiß: „Gerade Schüler haben momentan besonderen Redebedarf – vor allem bei Themen wie Verschwörung, Desinformation und Hassreden.“

Genau dort setzen die „Peace Days“ (Friedenstage) an, die zwei Rotary Clubs (Hilden/Haan und Neandertal) gemeinsam mit der Berghof Foundation an vier Schulen im Kreis Mettmann für die achten Klassen veranstalten. Den Auftakt in Haan hat die Gesamtschule bestritten. Das Gymnasium ist die zweite Station im Stadtgebiet. Im Herbst bekommt dann die Hildener Theresienschule ihren „Peace Day“.

Vier verschiedene Themenblöcke stehen dabei im Mittelpunkt der Arbeit: „Frieden. Denken, Fühlen, Handeln“, ist einer von ihnen. Jäger lobt in diesem Zusammenhang vor allem Schüler-Aktionen kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges: Die aus Menschenmasse geformten Peace-Zeichen als Fotobotschaft etwa hätten viel dazu beigetragen, gegen die Ohnmacht anzukämpfen, die angesichts der enormen Wucht eines solchen Konflikts immer drohe.

Das Programm, mit dem Jäger und sein Team versuchen, die Friedenspädagogik in Schulen weiter auszubauen, umfasst jedoch noch deutlich mehr als Symbole: „Streitkultur im (Schul-) Alltag“, „Umgang mit Hass und Hetze im Internet“ sowie „Keine Chance für Verschwörung“ lauten die weiteren Bausteine an diesem Tag.

Gymnasiastin Jasmin Dilmen (13) hat vor allem die Praxisbezogenheit der Themen überzeugt. Und nicht nur sie: Gymnasiums-Leiter Dirk Wirtz ist ebenso wie Joana Lottner, die didaktische Leiterin der Gesamtschule, fest entschlossen, auch nach den Workshops im Sinne Jägers weiterzuarbeiten.

Der Professor wiederum lobt das enorme Engagement der Achtklässler, die oft große soziale Kompetenz gezeigt hätten. Und dass er dabei vor allem „Übersetzerin“ Mia Neeb noch einmal einen freundlichen Blick zuwirft, kommt nicht von ungefähr.

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