Fremde Hände in der Tasche

Udo Wilke und Polizeipraktikanten klären Marktbesucher über die Tricks von Taschendieben auf.

Hilden. Langsam schleicht Udo Wilke um die ältere Dame herum. In seiner zivilen Kluft könnte er glatt als Taschendieb durchgehen. Und tatsächlich greift er in einem Moment der Unachtsamkeit in die Handtasche der Frau. Der Hauptkommissar nimmt aber nichts heraus, sondern steckt eine kleine gelbe Karte mit der Aufschrift „Ein Taschendieb hätte JETZT zugegriffen“ hinein.

Gefunden hätte ein echter Dieb in der Tasche allerdings nichts Wertvolles — die Passantin hat bereits Erfahrung: „In der Bücherei hatte ich mich mal von meinem Rollator weggedreht, um nach einem Buch zu greifen. Im nächsten Moment drehe ich mich wieder um, und das Portemonnaie war weg“, sagt sie.

Seitdem trägt die Hildenerin ihre Wertsachen immer in der Jackentasche, eine Maßnahme, die Udo Wilke allen Passanten dringend ans Herz legt: „Wir bevorzugen ganz klar eine körpernahe Trageweise von Wertgegenständen. Außerdem sollte sich jeder die Frage stellen, ob es wirklich notwendig ist, immer den gesamten Hausstand in der Tasche mit sich zu tragen.“ Überall, wo viele Menschen auf kleiner Fläche zusammentreffen, bestehe ein Risiko von Diebstählen.

So auch am Mittwochvormittag auf dem Nové-Mesto-Platz, wo auf dem Wochenmarkt regelmäßig einiger Trubel herrscht. Allein in der vergangenen Woche gab es in Hilden 15 gemeldete Taschendiebstähle — eine erschreckend hohe Zahl, die dem kreisweiten Trend folgt. Nicht zuletzt deswegen verteilte Hauptkommissar Wilke mit einigen eifrigen Schülerpraktikanten zwei Stunden lang die gelben Karten und dazugehörige Flyer, um Aufklärungsarbeit zu leisten.

„Die Zielgruppe der Täter sind in der Regel ältere Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Viele sehen auch noch schlecht, so dass sie als Zeugen oftmals nicht viel helfen können“, sagt Wilke.

Doch viele der von den Nachwuchspolizisten angesprochenen Passanten zeigten sich bereits sensibilisiert für die Thematik. Nicht wenige wurden selbst bereits Opfer von Diebstählen. So auch Klara Beckedahl, der die Tasche mal an einem Bankschalter gestohlen wurde. Dabei war sie damals sogar mit ihrer Tochter unterwegs. „Seitdem passe ich natürlich auf, die Tasche habe ich am Rollator festgemacht und meine Wertsachen trägt meine Tochter mit sich oder ich stecke sie in die Jacke.“

Natürlich gebe es neben diesen für Tipps zugänglichen Menschen aber auch uneinsichtige Passanten, die eigene Fehler ungerne eingestehen möchten, sagt Wilke: „Insgesamt hoffen wir, mit solchen Aktionen aber eine Langzeitwirkung zu erzielen und auch diese Personen zum Nachdenken anzuregen.“

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