Fotoausstellung des SKFM : Armut in Bildern und Collagen

Am Montag wurde eine Ausstellung in der Sparkasse eröffnet.

Haan. Träume, Wünsche und Enttäuschungen — eine Fotoausstellung zeigt sie mitten in der Schalterhalle der Sparkasse. An den Theken wird Geld gezählt, gegenüber ist Armut das Thema der Bilder. „Für mich brauch ich ja nichts. Aber die Kinder. . .“ — so steht das Zitat von Rainer (50) neben seinem Porträt. Ein Unfall habe sein Leben verändert, erfährt der Betrachter.

Bilder der Fotografin Bettina Flitner hat die Caritas-Stiftung unter dem Titel „Aus unserer Mitte“ zusammengefasst. Der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Haan zeigt die Arbeiten neben Collagen Haaner Kinder und Jugendlicher. Am Montag wurde die Schau mit einer Podiumsdiskussion über Armut eröffnet.

Mitleid, Ekel, Wut — diese Begriffe haben Jugendliche des katholischen Bildungszentrums Haan zum Thema notiert. Marion Beckershoff, Projektleiterin der Haaner Tafel, hat Unterrichtsmaterialien gesammelt, Kindertagesstätten, Grundschulen und die Emil-Barth-Realschule um Mitarbeit gebeten. Das Motto der Ausstellung habe sie bei einem Restaurantbesuch während einer Reise nach Meran der Speisekarte entnommen, sagt Beckershoff: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“

900 Arbeitslose habe die Stadt, 1000 sogenannte Bedarfsgemeinschaften gibt es in Haan, sagte Bürgermeister Knut vom Bovert. Bei seiner früheren Arbeit als Scheidungsanwalt habe er gesehen, wie schnell Existenzen gefährdet werden können: „Wenn plötzlich zwei Haushalte von einem Einkommen finanziert werden müssen, dann landet man schon schnell in diesem Bereich.“

Der Höhepunkt der Finanzkrise sei für ihn spürbar gewesen, sagte Peter Vogel, Vorsitzender der Sparkasse: „Ich bin damals jeden Tag in der Schalterhalle gewesen, um zu sehen, was die Kunden machen.“ Zwei Haaner hätten von ihm persönlich gefordert, für die Sicherheit ihrer Einlagen zu unterschreiben. Er habe dem entsprochen: „Wenn wir das nicht mehr könnten, müssten wir zu machen.“

„Der Kapitalismus braucht eine Bremse“, führte Michael Wiedemeyer aus, Wirtschaftswissenschaftler der Uni Duisburg-Essen. Fehle eine Regulierung, würde die Wirtschaft nach ihren Gesetzen funktionieren. Armut sei ein Ergebnis davon.

Wie vielseitig das Thema ist, habe ihm die Diskussion gezeigt, sagte Besucher Martin Banniza: „Leider ist nicht angesprochen worden, wie wenig der Staat für Kinder tut.“

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