Haan Haan dünnt den Schilderwald aus

Haan. · Der ADAC hilft der Stadt kostenfrei – und setzt ein Erfolgsmodell aus anderen Kommunen fort.

 Zugewachsene Schilder wie hier an der Kampstraße sind in Haan keine Seltenheit.

Zugewachsene Schilder wie hier an der Kampstraße sind in Haan keine Seltenheit.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Die Kreuzung Kampstraße/Alleestraße zählt zu den viel befahrenen Verkehrsknotenpunkten in Haan. Auf dem Tempo-Begrenzungsschild ist denn auch deutlich auf 50 km/h hingewiesen – doch das ist nicht von überall aus gleich ersichtlich. Je nachdem, wie die Verkehrsteilnehmer die Kreuzung ansteuern, behindern Äste den Blick auf das Schild. Kein Einzelfall in der Gartenstadt.

Das hat die FDP unlängst zum Anlass genommen, im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss zu beantragen, die Stadtverwaltung solle einen Plan erstellen, der die Pflege der Straßenschilder sichert und dessen Umsetzung beim Bauhof angesiedelt werden könne.

„Es fällt auf, dass erschreckend viele Straßen im Stadtgebiet solche Schilder in schlechtem Zustand aufweisen“, begründete Reinhard Zipper, Ausschussmitglied der Liberalen, den Antrag.

In der gestrigen Ratssitzung waren die Schilder kein Thema

Im Stadtrat gestern Abend war das Thema dann aber nicht mehr vorgesehen. Die Stadtverwaltung hatte bereits in der Ausschuss-Sitzung erläutert, man widme sich turnusmäßig dem Schilderwald. Gerade in diesen Wochen seien städtische Mitarbeiter überall unterwegs, um Missstände zu beseitigen. Viele der stark verschmutzten Schilder gehörten allerdings gar nicht zum Einflussbereich der Stadt Haan, sondern fänden sich an Landstraßen, die dem Landesbetrieb Straßenbau (Straßen NRW) unterstehen. Die meisten Politiker stellte diese Antwort zunächst zufrieden – nicht aber den ADAC Nordrhein.  .Roman Suthold, Leiter des Bereichs Verkehr und Umwelt, regte jetzt auf Anfrage an, eine jährliche Verkehrsschau durchzuführen, an der außer der Stadt noch Experten von Polizei, Straßen NRW und ADAC teilnehmen. Dies sei in vielen Kommunen bereits üblich und koste nichts.

Die Ergebnisse sprechen für sich: „65 Prozent aller Verkehrsunfälle basieren auf Fehlern in der Wahrnehmung”, sagt Suthold. Unnötige Reize, wie überflüssige Verkehrsschilder, könnten dazu führen, dass sich Reaktionsweg und Bremsweg verlängerten: „Gerade Ortsfremde sind vermehrt auf Orientierungshilfen angewiesen“, sagt Suthold. „Daher kann gerade für sie die Überschilderung zum Problem werden.“

Der ADAC bietet Städten seit einiger Zeit an, an den Verkehrsschauen teilzunehmen. „Überall dort, wo wir Handlungsbedarf sehen, werden die entsprechenden Schilder zunächst mit einem gelben Sack verdeckt“, berichtet Roman Suthold. Nach drei Monaten werde dann Bilanz gezogen.“ Fast überall, wo wir bisher waren, konnte danach auf die Schilder ganz verzichtet werden“, sagt der Verkehrsexperte. Das macht sich auch in der Stadtkasse bemerkbar: denn jedes Verkehrsschild kostet rund 200 Euro. In Leverkusen und Köln wird der ADAC inzwischen wegen seines „Blicks von außen“ regelmäßig eingeladen. Vielleicht bald ja auch in Haan?

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