Fabry-Markt: Nostalgie zum Sonderpreis

Der 3. Fabry-Antiktrödelmarkt lockte die Besucher am Samstag mit vielen alten Schätzchen in die Fußgängerzone.

Hilden. „Guck mal, eine Lego- Burg!“ Der achtjährige Sebastian ist begeistert. „Ich habe doch die Ritter — können wir denen nicht die Burg kaufen, bitte?“ Seine Mutter seufzt. „So geht das schon, seit wir auf dem Markt sind. Schlimmer als im Süßigkeitengeschäft“, sagt sie. Der Verkäufer wittert seine Chance: „Nur 20 Euro, die Dame — und die Burg bekommen Sie so nicht mehr im Handel!“

So und ähnlich liefen viele Gespräche am Samstag in der Fußgängerzone ab. Der 3. Fabry-Antiktrödelmarkt lockte mit vielen alten Schätzchen, und schon am frühen Vormittag waren die Stände der Händler sehr gut besucht — kein Wunder, bei dem Angebot: Da stehen alte Bücher neben noch älteren Kuckucksuhren, metallene Colawerbeschilder neben spanischen Dekopistolen aus dem 19. Jahrhundert — naja, fast. „Ein Mitbringsel aus dem Urlaub“, sagt der Händler schmunzelnd. „Echt selbst gemacht antik, schätze ich!“

Da hocken Porzellanpuppen zwischen Häkeldeckchen, dort sammeln sich ein paar Jugendliche fasziniert um ein uraltes Radio — und rätseln, was das wohl sein könnte. „Das ist irgendwas Elektrisches“, stellt der 16-jährige Jonas fachmännisch fest. „Vielleicht kann man damit Radioaktivität messen?“, fragt die gleichaltrige Sandra mit Blick auf das unbekannte Anzeigefeld. Auf die Erklärung des Verkäufers, dass es sich um ein Radio handelt, reagieren die Jugendlichen verblüfft. „Und die Anzeige ist nicht digital? Coole Sache!“

Ein paar Stände weiter gibt es ein weiteres Relikt aus alten Zeiten zu bestaunen: Hörspielkassetten. Markus Schmidt aus Hilden lacht: „Und unsere Kinder werden den Zusammenhang zwischen Kassetten, Tesafilm und Bleistift vermutlich nie verstehen!“

Nostalgie ist eine der Hauptstimmungen auf dem Trödelmarkt. Besucherin Jana Ostrowski: „Irgendwie mag ich solche Märkte. Sie erinnern mich an früher. Da hat man noch nicht so viel weggeworfen und neu gekauft. Da wurden die Dinge besser gepflegt und auch mal selber repariert. Spielzeug hielt über viele Jahre und wurde geschätzt, weil es nicht so viel gab. Heute schätzen die Leute ihre Sachen nicht mehr wert. Sie sind zu schnell ersetzbar.“

Verkäuferin Heidi Siebert kann das bestätigen. „Die Leute sehen bei mir das ganze alte Porzellan, die Engelsfigürchen, die Häkeldeckchen — und werden teilweise richtig gerührt. Man sagt zwar liebevoll spöttisch Nippes dazu, und bei den meisten Kunden stehen die Sachen dann als Staubfänger im Wohnzimmer, aber es scheint einen besonderen Nerv zu treffen und den Menschen ein Gefühl von Beständigkeit zu geben.“

Den Nerv geraubt hat inzwischen Sebastian seiner Mutter. Sie hat sich soeben mit dem Verkäufer der Burg auf einen Kaufpreis von 17 Euro geeinigt. „Aber die trägst Du selber, sieh zu, wie Du die nach Hause bekommst!“ Und so ziehen sie ab, der kleine Junge mit aufgeregt geröteten Wangen und der riesigen Burg im Arm.

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