Engländer hören am heimischen Radio eine Christmette aus dem fernen Gruiten

Der damalige Prälat, Bernhard Marschall, war Rundfunkpionier.

Engländer hören am heimischen Radio eine Christmette aus dem fernen Gruiten
Foto: Red

Haan. In den Gruitener Archiven hat sich ein Dokument gefunden, das an einen bewegenden Moment vor 70 Jahren erinnert. In einem englischen Kriegsgefangenenlager hört der Gruitener Fritz Viemann am Radio einen Weihnachtsgottesdienst — übertragen direkt aus der Gruitener St. Nikolaus-Kirche.

Am 29. Dezember 1946 schreibt der Mann deshalb eine Karte nach Gruiten. Der Empfänger der Karte ist ein Freund, der offenbar im Gruitener Chor „Cäcilia“ bei der Messe mitgesungen hat, denn er spricht den Sängern Dank und Anerkennung „für die hervorragende Darbietung“ aus. Dass Rundfunkübertragungen aus Gruiten um diese Zeit durch den Äther gingen — die erste gab es am 8. August 1946 — und auch weit außerhalb Deutschlands gehört wurden, verdankt der kleine Ort seinem Pfarrer, Prälat Bernhard Marschall. Er war ein Rundfunkpionier und nach dem Zweiten Weltkrieg als führender Kopf am Wiederaufbau des Hörfunks und später auch des Fernsehens in Deutschland beteiligt, zum Beispiel beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR).

Über die NWDR-Rundfunkübertragung einer Christmette aus Gruiten berichtete die Zeitung am 27. Dezember 1952: „Nicht groß genug war diesmal die Kirche, um allen ... auch nur das bescheidenste Plätzchen drinnen zu geben. Ungewöhnlich stark war .. auch der Zustrom von auswärts. In dieser Heiligen Nacht glich das Dorf in der Nähe des Gotteshauses einem großen Parkplatz; eine solche Fülle von Autos hat man hier wohl noch nie versammelt gesehen. Das Gotteshaus leuchtete in der Christnacht, von mächtigen Scheinwerfern angestrahlt, weithin in die Dunkelheit und wurde über die Ätherwellen zu einer Stätte, von der die Weihnachtsgedanken des Lichtes und des Friedens hinausgetragen wurden in die weite Welt.“

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