Ein Leben für demente Menschen

Elke Groß ist seit 1996 Leiterin der evangelischen Gemeinde Haan und führt die Geschäfte im Haus am Park.

Ein Leben für demente Menschen
Foto: Olaf Staschik

Diesen Satz kann Elke Groß (55) partout nicht leiden: „Da sind wir nicht für zuständig.“ Hilfesuchende kühl abzuweisen — das geht gar nicht, sagt die Verwaltungsleiterin der evangelischen Kirchengemeinde in Haan: „Sollte ich mal tatsächlich nicht zuständig sein, versuche ich zumindest herauszufinden, wer helfen kann.“ Seit zwei Jahrzehnten steht die Diplom-Kauffrau nicht nur dem Team vor, das die örtlichen Kirchenangelegenheiten regelt; sie ist zugleich Geschäftsführerin der Anlage für betreutes Wohnen „Haus am Park“ mit derzeit 63 Bewohnern.

Und über die Arbeit mit den Seniorinnen und Senioren hat sie einen Zugang gewonnen zum Thema Demenz, leitet das Demenznetz Haan und fordert: „Unsere Gesellschaft muss es schaffen, demenziell veränderte Menschen zu integrieren und sie nicht ausgrenzen.“

Rückblick: Vor knapp zwei Jahrzehnten standen die Zeichen bei Elke Groß auf Veränderung. Da kam die Stellenanzeige der evangelischen Gemeinde Haan gerade recht. „Vor allem interessierte mich die perspektivisch in Aussicht gestellte Geschäftsführung beim damals geplanten Projekt des betreuten Wohnens.“ Das Konzept war neu für Haan. Vor der Jahrtausendwende gab es in der Stadt lediglich ein konventionelles Altenheim. Von der Grundsteinlegung ab hat sie das „Haus am Park“ begleitet.

Und das nicht nur nach allen Regeln der kaufmännischen Kunst, berufsbegleitend bildete sie sich bei der Diakonie in Kaiserswerth in punkto Demenz fort Mit dem Demenznetz versuchen sie und alle Mitstreiter den Betroffenen und ihren Angehörigen in Haan aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es schon gibt.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass man Menschen mit demenziellen Veränderungen begleiten muss.“ Wichtig ist ihr dabei, dass Demenz-Patienten so viel wie möglich selbst entscheiden. „Hier im Haus am Park haben wir eine Einrichtung, die sich ‚Die gute Stube‘ nennt. Da gibt es keinen festen Stundenplan, sondern es wird täglich zunächst einmal danach geguckt, wie die Besucher gestimmt.“ Danach werde entschieden, was an dem Tag angeboten wird. Bürgermeister Knut vom Bovert lobt die Arbeit des Demenznetzes: „Das ist ein wichtiges Angebot in unserer Stadt; deshalb war ich jetzt schon mehrfach Schirmherr des Demenz-Infotages.“ Menschen einfach bloß zu verwalten, ist Elke Groß zu wenig. Darum schaut sie skeptisch auf ein neues Projekt, das ihr Arbeitgeber, die evangelische Kirche, angestoßen hat. Unter dem Schlagwort „Verwaltungsstrukturreform“ sollen die örtlichen Büros aufgelöst und zu einer Zentrale zusammengefasst werden. „Ich werde daran nichts ändern können, aber habe mir vorgenommen, das Projekt konstruktiv-kritisch zu begleiten.“

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