Ein Jazzkonzert, das eigentlich eine Trauerfeier sein soll

Der 66-jährige Harald Degner sponsert bei den Jazztagen das Gjertrud Lunde Quartett — als lebensbejahende Abschiedsfeier.

Hilden. Harald Degner war schwer krank. In den vergangenen zwei Jahren hat er mehr als sieben Monate in der Klinik verbracht. Und viel Zeit gehabt, das Ende seines Lebens zu bedenken: „Ich habe auch über eine Trauerfeier nachgedacht. Sie sollte nicht traurig, sondern lebensbejahend sein. Mit Live-Musik, möglichst Jazz, eine meiner Leidenschaften. Dann ist mir klar geworden: Ich habe keine Lust auf eine Trauerfeier, bei der ich nicht dabei bin. So entstand die Idee, meine Trauerfeier vorzuverlegen.“ Und das soll bei den Hildener Jazztagen in der nächsten Woche geschehen. Degner sponsert ein Konzert des Gjertrud Lunde Quartetts am Fronleichnamstag (26. Mai) um 18.45 Uhr in der Reformationskirche. „Gjertrud ist eine liebe Freundin“, erzählt der 66-Jährige: „Sie war von der Idee ganz begeistert.“

Peter Baumgärtner, künstlerischer Leiter der Jazztage

Für ihr Debütalbum hat die in Köln lebende Sängerin eine eindrucksvolle Sammlung von Songs über Heimreise und Heimkehr komponiert und norwegische Volkslieder und Psalme arrangiert. Es wurde weltweit von der Kritik gelobt. „All About Jazz” beschreibt ihre Musik als einen „Sirenengesang von wohltuender Schönheit, dem man schwer widerstehen kann“ und wählte ihr Album „Hjemklang“ (Ozella Music) als eine der besten Veröffentlichungen des Jahres 2014.

Peter Baumgärtner ist künstlerischer Leiter der Hildener Jazztage. Er ist mit Degner befreundet: „Harald begleitet die Jazztage schon seit mehr als zehn Jahren als Fotograf. Wenn ich etwas für ihn tun kann, tue ich das gerne. Es wird ein Freudenkonzert, weil es Harald wieder besser geht.“

Die Reformationskirche als Veranstaltungsort hätten sie gemeinsam ausgesucht. Das Gotteshaus ist das Wahrzeichen Hildens. 1225 fertiggestellt als St.-Jacobus-Kirche war sie zunächst katholisch und wurde 1650 den Evangelischen zugesprochen. „Die Architektur verbindet symbolisch Himmel und Erde und zeigt der anwesenden Gemeinde, dass sie zwei Welten zugleich angehört“, erläutert Pfarrer Ole Hergarten. „Wer den Raum auf sich wirken lässt, wird diese geheime Symbolik nachvollziehen können.“ Harald Degner ist nach eigenen Angaben nicht besonders religiös, findet aber: „Alles passt.“

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