Ein altes Haus für junge Leute

Die Postkarte der Eheleute Hengst zeigt ein sehr geschichtsträchtiges Gebäude.

Hilden. Europa stand vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, als am 20. April 1939 in Hilden die Einweihung des Jugendheims gefeiert wurde. Aus dieser Zeit muss die Postkarte stammen, die Sonja und Uwe Hengst der WZ zur Verfügung gestellt haben.

Das Ehepaar aus Hilden ist dem Aufruf gefolgt, der Redaktion historische Aufnahmen zu schicken, um allen Lesern die Geschichte vorzustellen, die hinter den Bildern steckt.

Das Gebäude an der Schulstraße hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich, die allerdings immer im Zeichen der Jugend stand. Als Jugendheim gebaut diente es zeitweise auch als Jugendherberge, und vorübergehend war dort das städtische Jugendamt untergebracht.

Seinen heutigen Namen (Haus der Jugend) erhielt das Gebäude, als es 1958 in städtische Trägerschaft übernommen wurde. Zunächst wurde es vor allem zur Freizeitgestaltung für Kinder und Jugendliche genutzt.

Nach und nach zogen dann aber die Einrichtungen und Vereine dort ein, die noch heute im Haus der Jugend zu finden sind: die städtische Kindertagesstätte „Mäusenest“, der Offene Ganztag der Grundschule an der Schulstraße, der Kinderschutzbund, die Europa-Scouts, der Hildener Kinder- und Jugendchor, der Naturschutzbund, der Verband alleinerziehender Mütter und Väter sowie die Frühförderung der Lebenshilfe. Auch von der Kinder- und Jugendkunstschule Kukuk werden die Räume genutzt.

Der Grundstein für das damalige Jugendheim wurde am 19. März 1938 gelegt. Zu Beginn dieses Jahres hatte Hilden 21 255 Einwohner.

Die Chronik des Jahres im Hildener Jahrbuch 1939-40 führt außerdem auf, dass die Stadtbücherei, „Hildens älteste und bedeutsamste Einrichtung auf dem Gebiet der außerschulmäßigen öffentlichen Kulturpflege“, am 5. Januar 1938 auf ein 25-jähriges Bestehen zurückblicken konnte.

Zwei Monate nach der Grundsteinlegung wurde am 14. Mai das Richtfest des ersten Bauabschnitts der Erika-Siedlung gefeiert. Danach gab es laut Jahrbuch noch zwei erwähnenswerte Feiern: Hildens damals ältester männlicher Einwohner, der Landwirt Heinrich Friebus von der Elberfelder Straße 185, wurde am 3. Juni 90 Jahre alt, und das neue Krankenhaus an der Walder Straße wurde am 15. Juni seiner Bestimmung übergeben.

Erwähnenswert ist auch eine Person, die einen maßgeblichen Anteil am Bau des Jugendheims hatte: Die Entwürfe stammen von Helmut Hentrich. Der Architekt war ein Schüler von Albert Speer und wurde vor allem durch seine markanten Hochhausbauten in den 1960er- und 1970er-Jahren bekannt.

So entwarf er unter anderem das Thyssen-Haus (Dreischeibenhaus) in Düsseldorf, das Bayer-Hochhaus in Leverkusen und das Europa-Center in Berlin. Nach den Plänen des 1985 zum Ehrenbürger der Landeshauptstadt Düsseldorf ernannten Architekten wurden auch die Ruhr-Universität Bochum, die Tonhalle Düsseldorf und die Arena „Auf Schalke“ gebaut.

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