Drei Jahre „Kinder in Not“

Die Caritas unterstützt mit ihrem Projekt bedürftige Kindergartenkinder und Grundschüler.

Haan. Nein, das von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Bildungspaket, das Unterstützung bei der Finanzierung von Mittagessen in Schulen und Kindergärten, bei Mitgliedsbeiträgen für Sportvereine oder Musikschulen zusichert, macht das Projekt „Haaner Kinder in Not“ der Caritas nicht überflüssig.

Seit drei Jahren unterstützt es Kindergartenkinder und Grundschüler, deren Eltern sich das gemeinsame Essen in den Einrichtungen nicht leisten können — sowohl für komplette Schuljahre als auch nur für einige Monate. „Wenn Eltern durch Arbeitslosigkeit zum Beispiel kurzfristig in eine Notlage kommen, hilft die Caritas auch“, sagt Angelika Bachmann-Blumenrath, Leiterin des Awo-Hauses für Familien am Bandenfeld. „Dann sind wir froh, dass es das Projekt gibt.“ Und Heinrich Beyll, Koordinator des Projekts bei der Caritas ergänzt: „Genau dafür ist das Projekt ja da. Um unbürokratisch Überbrückungshilfe zu leisten.“

Denn das kann das Bildungspaket nicht leisten. Im Gegenteil. „Die große Masse der Anträge wurde noch nicht bewilligt und ausgezahlt“, sagt Beyll und kritisiert sowohl die Haaner Stadtverwaltung als auch das Jobcenter. „Im April dieses Jahr wurde das Bildungspaket verabschiedet und ein halbes Jahr später kommen die Behörden immer noch nicht nach. Das ist eine Katastrophe.“

Denn: Wenn Eltern Zuschüsse aus dem Bildungspaket erhalten, bleibt bei den Eltern ein Eigenanteil von etwa 20 Euro hängen. „Seit April zahlen wir auch nur noch diesen Teil“, sagt Beyll. „Die Zahlung des kompletten Betrags, der bei ungefähr 50 Euro liegt, haben wir sofort eingestellt.“ Schließlich habe sich die Caritas dem sorgsamen Umgang mit Spenden verpflichtet. Beyll: „Warum sollen wir öffentliche Leistungen bezahlen?“ Das gehe zurzeit allerdings zu Lasten der Träger, die in Vorleistung gehen, die Kinder nicht aussperren und dadurch eine Menge Außenstände hätten.

„Die ersten Anträge wurden schon ausgezahlt“, versichert Schulamtsleiterin Astrid Ruschke-Schwinghammer auf Nachfrage. Insgesamt seien etwa 240 Anträge auf Zuschüsse aus dem Bildungspaket bei der Stadt eingegangen. Nach personellen Schwierigkeiten in der Verwaltung würden die Anträge jetzt nach und nach bearbeitet. „Oftmals sind die Unterlagen aber nicht vollständig und müssen nachgereicht werden“, sagt Ruschke. Das verzögere die Auszahlungen.

Und es reduziert aktuell die Zahl der Kinder, die von der Caritas unterstützt werden. Bis zum Ende der Sommerferien waren es 35 Kindergarten- und 40 Grundschulkinder. „Momentan fördern wir 40 Kinder“, sagt Beyll. Einigen Eltern reiche die Unterstützung aus dem Bildungspaket, andere warteten die Förderung erst einmal ab.

„Viele Eltern haben immer noch eine hohe Schamgrenze und scheuen sich, um Unterstützung zu bitten“, sagt Bachmann-Blumenrath. „Oft erfahren wir erst im Gespräch, dass es Schwierigkeiten in den Familien gibt. Aber dadurch, dass die Hilfe anonym erfolgt, fällt es ihnen leicht, um sie zu bitten.“

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