Die Awo zeigt jetzt Gesicht

Mit mehr Werbung sollen Mitglieder und Sponsoren gewonnen werden. Grund sind sinkende Zuschüsse.

Haan. Mit sorgenvoller Miene blickt Frieder Angern auf das vergangene Jahr zurück. „Wir haben ein Minus von 2500 Euro gemacht. Das ist Geld, das uns jetzt fehlt“, sagt der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Haan. „Die Tendenz, dass sich Bund, Kreis und Stadt aus der Finanzierung und Stützung zurückziehen, besteht weiter.“

Über eine Qualitätsanalyse habe die Awo vom Kreis immerhin zusätzliche 915 Euro erhalten. „Aber die Zuschüsse sind gedeckelt. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, dass wir mit anderen Einrichtungen um Gelder ringen müssen“, sagt er. Angern hofft, dass die Stadt der Awo in den Haushaltsplanberatungen entgegenkommt. „Es wäre gut, wenn sich der Rat — bei Beibehaltung der zehnprozentigen Kürzung — wieder auf die seit Jahrzehnten geltende prozentuale Anbindung an den Kreiszuschuss festlegt.“

Das würde weitere 593 Euro bedeuten, die die Awo dringend benötigt. Schließlich musste die Einrichtung durch den Wegfall des Zivildienstes weiteres Personal einstellen: Drei 400-Euro-Kräfte unterstützen das Team um Margit Thomas, die Leiterin des Treffs „Alt und Jung“ an der Breidenhofer Straße. Hinzu kommt eine junge Frau, die ihren Bundesfreiwilligendienst absolviert — mit 20,5 Stunden pro Woche. Knapp halb so viele, wie sie zuvor der Zivi leistete.

Aber auch steigende Nebenkosten und zu erwartende Tariferhöhungen bremsen die Arbeiterwohlfahrt. Und: „Der Zulieferer für das ,Essen auf Rädern’ hat seine Preise im Februar pro Essen um 15 Cent erhöht. Das wollen wir auf keinen Fall weitergeben“, sagt der Vorsitzende. Die vergangene Preiserhöhung im November hätte einen Rückgang von rund 140 Essen pro Monat zur Folge gehabt.

Angern nennt die Gegenwart einen „bitteren Prozess“, der vor allem zulasten des Angebots und der persönlichen Zuwendung gehe. „Die Zeit dafür wird immer weniger. Aber das versteht kein Finanzpolitiker“, sagt er. Leiterin Margrit Thomas sei zunehmend damit beschäftigt, Möbel hin- und herzuschieben, anstatt Essenskunden oder Seniorengruppen zu beraten.

„Unsere drei Räume sind voll belegt“, sagt sie. Briefmarkenfreunde, Mieterverein, Selbsthilfegruppen — viele Vereine und Institutionen finden im Awo-Treff eine Bleibe. Und damit fünf Veranstaltungen parallel laufen können, braucht es flinke Hände. „Deshalb suchen wir Ehrenamtliche, die mit anpacken“, sagt Angern, dem Rentner vorschweben, die zudem Gruppenteilnehmer zu Hause abholen könnten.

Um diese Helfer, aber auch neue Mitglieder und Sponsoren zu finden, hat die Arbeiterwohlfahrt Mitte Februar die Kampagne „Die Awo Haan zeigt Gesicht“ gestartet. Die Idee: Besucher, Mitglieder und Ehrenamtliche werben mit Flugblättern, die ihr Gesicht tragen. „Seit dem Start haben wir pro Woche eine neue Mitgliedschaft“, sagt der Vorsitzende. Ende des Jahres will die Awo mehr als 360 Mitglieder zählen — zurzeit sind es 333.

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