Wert bei 224,5 Deshalb steigt die Inzidenz im Kreis Mettmann immer weiter

Kreis Mettmann · Platz drei in NRW, Rang 17 in Deutschland – unsere Region gehört bei der Inzidenz aktuell zur Spitzengruppe. Der Kreis Mettmann erklärt diesen Anstieg mit einem Personalengpass im Gesundheitsamt und technischen Problemen.

 Bei der Erfassung der Corona-Fälle gab es Probleme, momentan verfälschen Nachmeldungen die Inzidenzwerte.

Bei der Erfassung der Corona-Fälle gab es Probleme, momentan verfälschen Nachmeldungen die Inzidenzwerte.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Die Inzidenz im Kreis Mettmann ist in den vergangenen Tagen in schwindelerregende Höhen gestiegen. Am Montag liegt sie bei 224,5 – der dritthöchste Wert in NRW, deutschlandweit belegt der Kreis Rang 17. „Wir hatten einen Personalengpass im Gesundheitsamt“, erklärt Kreissprecherin Daniela Hitzemann. Mitarbeiter seien krank geworden, dadurch konnten die Fälle nicht mehr zeitnah erfasst und bearbeitet werden. Doch mittlerweile habe der Kreis alle Neuinfektionen nachgeliefert. Momentan laufen noch die Tage mit den Nachmeldungen in die Inzidenz-Berechnung mit ein. Erst ab Donnerstag verfälschen sie nicht mehr den aktuellen Wert, denn dann fallen die Tage mit Nachmeldungen von Corona-Neuinfektionen aus der Rechnung.

Im Gesundheitsamt kümmern sich mehrere Mitarbeiter um die Fallerfassung. Dabei arbeiten sie sich täglich durch mehrere Hundert PCR-Testergebnisse, erklärt Daniela Hitzemann. Nicht nur die Ersttests laufen auf, sondern beispielsweise auch die der Menschen, die sich nach zwei Wochen freitesten möchten. „Wir müssen jeden Fall anpacken.“ Das kostet Zeit und Personal. „Wir hatten bereits Personal aus anderen Bereichen ins Gesundheitsamt versetzt, damit die Mitarbeiter dort mithelfen können.“

Vor rund zwei Wochen setzte eine Hochphase ein – „die Lage ist sehr dynamisch“, sagt Hitzemann. Mitarbeiter gingen in den Urlaub, andere wurden krank. „Wir haben aber schnell reagiert und Menschen aus anderen Ämtern hinzugezogen, die die Rückstände aufgearbeitet haben.“ Außerdem habe es noch technische Probleme in einem Labor gegeben. Dort seien Daten vertauscht worden. Daniela Hitzemann räumt aber ein, dass dieser Aspekt nur einen kleinen Anteil an dem verfälschten Inzidenz-Wert habe.

Hat der Kreis die Situation falsch eingeschätzt? „Nein, das haben wir nicht. Natürlich ist die Pandemie nicht neu, wir haben die Entwicklungen fest im Blick“, sagt Daniela Hitzemann. Dass Mitarbeiter Urlaub nehmen, sei auch nicht das Problem gewesen. „Die Mitarbeiter im Gesundheitsamt sind extrem überlastet. Einige sind krank geworden.“ Das habe zu den Problemen geführt. Der Kreis habe aber nicht nur mit der Versetzung von mehreren Mitarbeitern ins Gesundheitsamt reagiert. „Wir haben rund 30 neue Stellen ausgeschrieben.“ Damit will sich die Verwaltung besser aufstellen und Situationen wie die aktuelle in Zukunft vermeiden.

Denn an der Inzidenz orientieren sich die Maßnahmen der Corona-Notbremse. Fällt sie unter 150, dürfen Einzelhändler wieder „Test, Click & Meet“ anbieten, also das Einkaufen mit Termin nach einem negativen Test. Schon früher, nämlich unter dem Schwellenwert von 165, öffnen die Schulen im Wechselunterricht. Aktuell müssen die Kinder und Jugendlichen zu Hause im Distanzunterricht lernen.

Viele Eltern sind daher sauer auf den Kreis und kritisieren die fehlerhafte Inzidenz. „Wir verstehen den Unmut. Allerdings wäre die Inzidenz nicht einmal annähernd bei einem Wert von 165“, sagt Hitzemann. Wer sich die vergangenen elf Tage anschaut – damals gab es mit 131 Neuinfektionen den letzten realistischen Wert – der kommt auf durchschnittlich 127 Neuinfektionen pro Tag. Diese Zahl als Grundlage ergibt eine theoretische Sieben-Tages-Inzidenz der vergangenen Woche von rund 183. „Die Corona-Fälle sind da, daran ändert sich durch die Rückstände in der Fallerfassung nichts.“ Aber: „Wir erkennen eine Tendenz nach unten“, sagt Hitzemann. Wann jedoch der Schwellenwert von 165 unterschritten wird, kann und will sie nicht prophezeien.

Die auch nach dem Herausrechnen der Nachmeldungen immer noch hohe Inzidenz liegt laut Hitzemann nicht an Hotspots. Die gebe es nicht. „Wir hatten ein paar Ausbrüche in Flüchtlingsunterkünften – aber selbst wenn wir die herausrechnen, bleibt die Inzidenz hoch.“ Außerdem werden Flüchtlinge und Obdachlose aktuell von mobilen Teams geimpft.

Das Infektionsgeschehen sei weiterhin diffus. Viele Menschen halten sich offenbar nicht an die Regeln, die eine Ausbreitung des Coronavirus verhindern sollen. Greifen die Ordnungsämter und die Polizei nicht hart genug durch? „Polizei und Ordnungsdienste der einzelnen Städte machen einen guten Job – sie können aber nicht überall zugleich sein“, sagt Hitzemann.

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