Der Schulstreit in Hilden nimmt kein Ende

Die Bezirksregierung soll jetzt im Gerangel um den neuen Schulentwicklungsplan mitwirken.

Der Schulstreit in Hilden nimmt kein Ende
Foto: cis

Hilden. Gegenseitige Vorwürfe der Parteien, Verschwörungstheorien über das Handeln der Stadtverwaltung — und jetzt kommt auch noch ein offener Brief von der Schulpflegschaft der katholischen Astrid-Lindgren-Schule hinzu: Die Situation rund um den neuen Schulentwicklungsplan könnte wenige Tage vor der entscheidenden Sitzung des Stadtrats am Mittwoch, 11. Juli, kontroverser kaum sein. Auch die Bezirksregierung soll jetzt eingeschaltet werden.

Der politische Streit um die Frage, wie viele Eingangsklassen die Schulen jeweils bilden dürfen, wird inzwischen immer emotionaler geführt. Jüngster Akt in dem Drama: der Brief, den Katja Heinrich, Schulpflegschaftsvorsitzende der Astrid Lindgren Schule, an Bürgermeisterin Birgit Alkenings und in Kopie an Landrat Thomas Hendele schickte. Darin heißt es unter anderem, es dränge sich zunehmend der Verdacht auf, dass irgendetwas „hinter der kompromisslosen Umsetzung“ der ursprünglichen Variante des Schulentwicklungsplanes stecke, das sich dem „ahnungslosen Bürger“ nicht erschließe.

Darin steckt der Vorwurf: Der Bürger wird in der Nase herumgeführt. Der so umstrittene Plan sieht künftig nur noch zwei Eingangsklassen für die katholische Lindgren-Schule vor. Bisher sind es drei. Die Kürzung hatte bereits im Schulausschuss zu heftigen Diskussionen geführt. Ergebnis: CDU, FDP, AfD und Bürgeraktion lehnten mit Mehrheit den von der Verwaltung vorgelegten Plan ab und beauftragten Schuldezernent Sönke Eichner, einen neuen Entwurf vorzulegen, in dem die Astrid-Lindgren-Schule weiter drei Eingangsklassen bilden kann. Beschlossen werden sollte das alles in einer Sondersitzung im September.

Inzwischen hat jedoch der Haupt- und Finanzausschuss getagt — und in der Sitzung kam es zum Eklat. Dort beantragte die SPD, den ursprünglichen Beschlussvorschlag mit den zwei Eingangsklassen wieder zur Abstimmung zu stellen. Dabei setzte sie sich mit zehn zu zwei Stimmen durch — auch weil sich die CDU an der Abstimmung nicht beteiligte. Claudia Schlottmann, Fraktionsvize der Christdemokraten, begründete das Verhalten auf Anfrage jetzt so: „Wir halten die Aufnahme dieses Punktes auf die Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses für nicht rechtens.“ Daher habe man auch nicht mitgestimmt. Klären soll den Sachverhalt nun die Bezirksregierung in Düsseldorf.

Die Folge ist aber zunächst einmal, dass nun nicht mehr der Schulausschuss in einer Sondersitzung, sondern der Stadtrat die Entscheidung über die Eingangsklassen treffen wird — und zwar auf der Basis des ursprünglichen Verwaltungsvorschlags. Das bringt die Astrid-Lindgren-Elternschaft auf die Palme, wie aus dem Brief klar wird. Es gehe „in keinster Weise darum, eine Sonderposition in der Hildener Schullandschaft einzunehmen“, heißt es da. Es dürfe aber auch nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Dem Hildener Grundschul-Motto „kurze Beine - kurze Wege“ folgend, ergebe sich für die Wilhelm-Busch-Schule und die Astrid-Lindgren-Schule in der Praxis ein nahezu identisches „Einzugsgebiet“. Dieses Gebiet werde für die ALS mit dem neuen Schulentwicklungsplan aber anders gefasst, indem für die Wohnortnähe nur die katholischen Kinder berücksichtigt würden. „Alle anderen (nicht katholischen) Schulkinder in dem tatsächlichen Umkreis der Schule gehören rechnerisch automatisch nicht mehr in den Kreis der möglichen Schüler“, argumentiert Katja Heinrich: „Wenn die Wohnortnähe als Hauptkriterium greifen soll, dann bitte auch für das muslimische oder evangelische Kind, das neben der ALS wohnt und diese auch gerne besuchen möchte.“

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