Allerheiligen in Haan Viel Interesse an Partnergräbern auf dem Haaner Waldfriedhof

Haan · Seit der Übernahme der Friedhofspflege durch städtische Mitarbeiter hat das Gelände viel zu bieten. Zurzeit werden die Baum-Partnergräber erweitert.

Knapp zehn Bäume auf dem Waldfriedhof sind bisher mit dem Urnenerdgrabsystem ausgerüstet worden.

Knapp zehn Bäume auf dem Waldfriedhof sind bisher mit dem Urnenerdgrabsystem ausgerüstet worden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Unermüdlich treibt der große Erdbohrer Loch auf Loch in den Grasboden. Es dauert nicht lange, ehe der Kreis um den schlanken jungen Laubbaum vollständig geschlossen ist und die Urnengrabsysteme in die Löcher eingesetzt werden können. Dazu lassen die Arbeiter Edelstahlröhren ein, in denen jeweils zwei Urnen Platz haben. An jedem Baum können sich somit 16 Paare beisetzen lassen. Jedes dieser Grabsysteme ist mit einer polierten Granitplatte bedeckt.

Die „Partnergräber am Baum“, wie die genaue Bezeichnung lautet, sind die jüngste erfolgreiche Weiterentwicklung auf dem Haaner Waldfriedhof. 32 von ihnen an zwei Bäumen hatte die Stadt im November vergangenen Jahres erstmals angeboten: „Das ganze ist so gut angenommen worden, dass wir uns jetzt dazu entschlossen haben, zu erweitern“, berichtet Jennifer Klemm von der Friedhofsverwaltung.

Sieben neue Bäume kommen hinzu – das heißt, eigentlich sind es nur sechseinhalb, wie die Stadtbedienstete erläutert: „Der Baum, der am nächsten zum Weg hin steht, wird nur zur Hälfte mit Grabsystemen belegt. Die andere Hälfte wird eingefasst, und dort können dann Angehörige Grabschmuck, Lichter oder Blumen platzieren, damit die kleinen Grabplatten nicht zugestellt werden müssen.“

Liebevolle Details machen den Haaner Waldfriedhof beliebt

Abgeschlossen wird der Partnergräber-Bereich durch eine Steele, die ein Zitat des deutschen Lyrikers Ludwig Jacobowski ziert: „Dem Auge fern, dem Herzen nah!“ Eine Rundbank in der Mitte des Gräber-Baum-Feldes soll demnächst zum Verweilen einladen.

Es sind liebevolle Details wie diese, die den Haaner Waldfriedhof in der Bevölkerung beliebt machen – so beliebt, wie ein Friedhof eben sein kann. Seine gewachsenen Strukturen und der Bestand an vielen hochgewachsenen Laubbäumen machen ihn abseits aller Funktionalität auch zum Aufenthalts- und Erholungsort für Spaziergänger. Immerhin geht das Friedhofsgelände nahtlos in die Hildener Heide und den Stadtwald über.

Die in Haan angebotenen Bestattungsformen gehen nicht nur mit der Zeit, sie sind ihr teils sogar voraus und stets auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt. Neben den klassischen Wahl- und Reihengräbern, die nur noch etwa 20 Prozent der Bestattungen ausmachen, ist unter anderem die anonyme oder teilanonyme Bestattung möglich: Dabei erfolgt die Beisetzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die genaue Lage des Grabes wird nicht bekanntgegeben. Bei den teilanonymen Bestattungen gibt es einen allgemeinen Gedenkstein, auf dem die Namen der Verstorbenen genannt werden.

Pflegefreie Erdgräber mit Raseneinsaat gibt es als Reihen- und als Wahlgrab. Aschestreufeld, Urnenwahlgrab im Hochbeet – die Wahlmöglichkeiten sind groß. Bald kommt dann noch das Sternenkinderfeld hinzu – eine Bestattungsmöglichkeit für Kinder, die schon im Mutterleib, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Es soll in Kürze eröffnet werden, die Stadt wird es zuvor aber noch einmal gesondert vorstellen. Eltern erhalten damit die zusätzliche Möglichkeit, neben der Beisetzung in einem bereits vorhandenen Familiengrab oder Kindergrab ihr Kind im Sternenkinderfeld beisetzen zu lassen.

„Kinderbestattungen hatten wir hier zum Glück seit 15 Jahren nicht mehr“, berichtet Bauverwaltungsamts-Leiter Torsten Rekindt. Gleichwohl sei es wichtig, Eltern bei den Wahlmöglichkeiten der Bestattungsform nicht einzuschränken. In einer solch emotionalen Ausnahmesituation, wie sie der Verlust eines Kindes mit sich bringe, brauche man schließlich nicht auch noch Verwaltungsvorschriften.

Dasss auf dem Waldfriedhof so individuell auf die Menschen eingegangen werden kann, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Stadt die Friedhofsarbeiten seit nunmehr acht Jahren wieder selber übernimmt. Zuvor hatten dies externe Firmen erledigt. Die Übernahme ist längst ein Erfolgsmodell.

Seitdem steigert der 1945 in seiner jetzigen Funktion entstandene Kommunalfriedhof mit modernen Details und klugen Neuerungen seine Attraktivität Jahr für Jahr. Die im Jahr 2020 frisch renovierte Friedhofskapelle ist ein weiterer Pluspunkt.

Oft sind es nur Kleinigkeiten, manchmal aber auch öffentlichkeitswirksame Aktionen, wie das geplante „Ewige Gedenken“: Dabei geht es um Personen, die berühmt und/oder für Haan prägend waren. Ihre Grabmale oder -steine werden nach Ablauf der jeweiligen Ruhe- und Nutzungsfristen von der Stadt übernommen und an einer zentralen Stelle dauerhaft erhalten. Bepflanzung, Pflege und Unterhaltung übernimmt der Betriebshof. Über die Jahrzehnte soll auf diese Weise eine Sammlung von Grabsteinen mit hohem Erinnerungswert geschaffen werden – eben ein „ewiges Gedenken“. Der Maler Fritz Reusing ist vertreten, aber auch der Haaner Heimatforscher Harro Vollmar.

Bei aller Nachfrage und Modernisierung gibt es doch auch Bereiche des Friedhofs, in denen auslaufende Gräber nicht mehr neu vergeben werden. Auf diese Weise geben Jennifer Klemm und das Bauhofteam einen Teil der 52 000 Quadratmeter großen Fläche als Park an die Natur zurück. Mittlerweile werden rund 29 500 Qudratmeter davon für die Bestattungen, Nebenanlagen und Parkplätze genutzt. 11 000 Quadratmeter sind reine Waldfläche.

Das können die Haaner bei einem Besuch auf dem Friedhof nicht nur sehen, sondern im Zweifel auch im eigenen Geldbeutel spüren, wie Torsten Rekindt bestätigt: „Je weniger Fläche wir insgesamt bewirtschaften müssen“, sagt er, „desto weniger Gebühren fallen an.“

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