Hilden Birgit Alkenings mag das „Dorf“ Hilden

Hilden. · Die SPD-Politikerin bewirbt sich um eine zweite Amtszeit als Bürgermeisterin. Sie geht den Dingen auf den Grund. Das sei ihre Stärke, sagt sie. Ihre Schwäche: Ungeduld: „Manchmal dauert es mir zu lange. Ich will Hilden voranbringen.“

 Birgit Alkenings liebt das Backen und Kochen. Ihre Küche (im Hintergrund) hat sie selbst aufgebaut.

Birgit Alkenings liebt das Backen und Kochen. Ihre Küche (im Hintergrund) hat sie selbst aufgebaut.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Viel Arbeit – zwischen 60 und 80 Stunden in der Woche – und trotzdem kann man es kaum jemandem recht machen. Das ist die Stellen-Beschreibung für das Amt des Bürgermeisters. Und dazu steht man ständig unter öffentlicher Beobachtung, ob beim Einkaufen oder einem privaten Essen im Restaurant. „Das ist halt so“, sagt Birgit Alkenings: „Das muss man wissen.“ Hilden sei ein Dorf. Das sei nicht abwertend gemeint. Man kennt sich – und man hilft sich. Birgit Alkenings ist meist zu Fuß oder mit dem Rad in der Stadt unterwegs, ganz selten nur mit dem Elektro-Auto. Und deshalb immer öffentlich sichtbar und ansprechbar für die Bürger.

Politik, das Herbeiführen und Moderieren von demokratischen Entscheidungsprozessen, sei auch ein Handwerk. Und das könne man lernen wie anderes auch. 20 Jahre Stadtverordnete, zwölf Jahre Fraktionsvorsitzende der SPD, sechs Jahre Bürgermeisterin: Birgit Alkenings kann viel Erfahrung vorweisen. Und sie hat gelernt, dass Politik ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich bedeutet, wie der Soziologe Max Weber einmal so treffend beschrieben hat. Manche Dinge ändern sich nur langsam. Dann muss die Gestalterin mit der raschen Auffassungsgabe und dem scharfen Verstand ihre Ungeduld zügeln – was ihr nicht immer gelingt. Oder beim Kochen oder Backen einfach mal herunterkommen: „Das hat für mich etwas Meditatives.“ Ihre Aprikosen-Tarte mit Pistazien-Marzipan-Füllung ist sehr lecker. Und Spaghetti Bolognese ist ein Gericht, das immer allen schmeckt – und die Seele streichelt.

Die Diplom-Chemikerin (53) lebt mit ihrem Lebensgefährten Gerd Weidmann in einer ehemaligen Schmiede in einem Hinterhof. Sie haben den historischen Ziegelbau von 1899 mit viel Arbeit in eine loftartige Wohnung verwandelt. Nicht durchgestylt wie bei „Schöner Wohnen“, sondern eine sehr ausgefallene, gemütliche Wohnung mit vielen Einzelstücken. „Die Küche ist von Ikea“: Birgt Alkenings hat sie selbst zusammengebaut. Den kommunikativen Mittelpunkt bildet ein großer Tisch, an dem beide gerne mit Freunden und Gästen sitzen. Hinter dem Haus liegt ein kleiner Garten mit Mini-Pool, Terrasse und Grill, den Katze Mecki und drei Hühner (ein Geschenk) durchstreifen.

Mit 13 hätte sie ihre Geschwister gegen eine Barbie eingetauscht

Familie gibt Halt und Zusammenhalt, auch wenn man in Corona-Zeiten auf Abstand bleiben muss. Der Vater ist 92 Jahre alt, ihre Mutter 83. Beide leben in Hilden. Deshalb konnte Birgit Alkenings für sie in Corona-Zeiten einkaufen gehen: „Es war nicht ganz einfach, sie davon zu überzeugen.“ Ihre drei jüngeren Brüder lebten glücklicherweise auch in der Nähe. „Mit 13 hätte ich sie gegen eine Barbie-Puppe eingetauscht. Heute haben wir ein gutes Verhältnis.“

Loipl (Bischofswiesen), eine ehemalige Mittelalm in Bayern ganz in der Nähe von Salzburg, ist für sie und ihren Mann ein Sehnsuchtsort. Wandern, Kaspress-Knödel (gebratene Semmelknödel mit Käsefüllung) essen und zusehen, wie abends die grandiosen Berge rot werden: Das ist Glück. Dort lädt das Paar seine Akkus auf.

Ein Bürgermeister muss viele Repräsentationstermine wie Feste, Feiern und Ausstellungen wahrnehmen – häufig am Wochenende. Das ist für Birgit Alkenings keine lästige Pflicht, sondern die Kür. „Das sind für mich wichtige Kontakte zu den Bürgern. Dort bekomme ich viele Rückmeldungen, ob die Stadt funktioniert oder wie politische Entscheidungen des Stadtrates verstanden werden.“ Alkenings hat Humor und meist keine Probleme, die richtigen Worte zu finden. Die Corona-Krise habe vieles in Bewegung gebracht, sei auch eine große Chance. „Wir werben bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung für die Digitalisierung, wollen niemanden zwingen.“ Die Kita-Leitungen sprächen sich per Videokonferenz ab.

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