Bebauung Erikaweg/Leichlinger Straße: Anwohner fürchten Flächenfraß

Bewohner von Erikaweg und Ohligser Straße kritisieren den Flächenverbrauch. Zum Infoabend kamen mehr als 80 Zuhörer.

Haan. Wenn Roland Groß aus dem Fenster blickt, schaut er ins Grüne. Pferde grasen friedlich auf der Weide. „Im Sommer sind auch die Lastwagen ganz hinten auf dem Gewerbegebiet nicht mehr zu sehen“, sagt er. Mit seiner Lebensgefährtin wohnt er am Erikaweg. Die gute Aussicht könnte verbaut werden, wenn das Gelände zwischen Düsseldorfer Straße und Ohligser Straße tatsächlich bebaut wird.

Der Hagebaumarkt würde gerne seinen Standort dorthin verlegen, zwei weitere Fachmärkte sollen dazukommen. Auf die bislang unbebauten Wiesen sollen 40 bis 45 Wohneinheiten in Form von Einzel-, Reihen und Doppelhäusern gebaut werden. Roland Groß und die anderen Anwohnern würden dann gleich eine ganz Reihe von neuen Nachbarn in unmittelbarer Nähe bekommen. Groß und seinen Mitstreitern geht es aber nicht um die Aussicht, sondern vor allem um den mit der Bebauung verbundenen Flächenverbrauch.

„Die durch die Wohnanlage und Gewerbeansiedlung bedrohte Freifläche bildet quasi einen Biotopverbund mit dem städtischen Friedhof und dem Naturschutzgebiet Hildener Heide. Bedroht sind außerdem mehrere Baumreihen“, sagt Groß.

Er und zahlreiche Nachbarn — insgesamt mehr als 80 Frauen und Männer — nutzten die Gelegenheit, ihre Bedenken beim Infoabend am Donnerstagabend in den Räumen der Alten Pumpstation vorzutragen. Dorthin hatten Stadtplaner Jochen Füge (ISR Stadt + Raum Haan) und Bruno Wojateschek (Ten Brinke GmbH) geladen, um die Pläne für das seit Jahren zum Teil brachliegende Gelände vorzustellen. Der Hagebaumarkt würde dort seine Fläche auf 8000 Quadratmetern nahezu verdoppeln, 30 bis 40 neue Arbeitsplätze könnten entstehen.

Die Besucher fragten vor allem nach der künftigen Lärmentwicklung. „Natürlich werden wir Verkehrsgutachten in Auftrag geben und im Rahmen der geltenden Lärmschutzgesetze alles so gestalten, dass die Mehrbelastung für sie absolut verträglich bleibt“, versuchte F--üge zu beschwichtigen, konnte die Zweifel einiger Besucher aber nicht vollständig beseitigen.

Neben dem Wunsch nach dem Erhalt möglichst vieler Freiflächen und Fragen zur Entwässerung wurden auch alternative Bebauungen vorgeschlagen — von Aldi über eine neue Kita bis hin zu einem Fast-Food-Restaurant reichten die Beiträge, unabhängig von Realisierungspotenzial oder Bedürfnisstrukturen. Neben Stimmen, die alles beim Alten belassen oder das Gelände ausschließlich mit neuen Wohnflächen bebaut sehen wollten, gab es auch positive Rückmeldungen für das geplante Bauvorhaben. „An dieser Stelle ist Veränderung notwendig“, sagte Walter Drennhaus (SPD) im Planungs- und Umweltausschuss. Dort hatte Jan Roth, ISR-Geschäftsführer und Gesellschafter, den städtebaulichen Entwurf vorgestellt.

Im Norden sind der Baumarkt mit 300 Stellplätzen auf dem zentralen Parkplatz geplant. Zur Wohnbebauung hin soll es eine „Grünzäsur“ in Form einer Böschung geben. „Das ist kein einfaches topographisches Gebiet“, erläuterte Roth. Die Entwässerung, an diesem Problem sei die Entwicklung des Geländes in der Vergangenheit laut Drennhaus immer gescheitert, müsse noch überprüft werden. „Auf den Gedanken, dort Wohnbebauung zu machen, kann nur jemand kommen, der Geld verdienen will“, sagte Andreas Rehm (GAL). „Das hat aus städteplanerischer Sicht überhaupt keinen Sinn.“ Er schlug vor, die derzeitig als Pferdewiese genutzte Fläche weiterhin als Gewerbegebiet auszuweisen. Der Pächter der Pferdewiese sieht das Vorhaben gelassen. „Wenn nicht jemand richtig viel Geld in die Hand nimmt, um eine Lösung für die Entwässerung zu finden, stehen wir noch in fünf Jahren hier“, sagt er.

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