Bald kann das Regenwasser fließen

Mit einem aufwendigen Verfahren werden unter der A 46 lange Rohre verlegt.

Bald kann das Regenwasser fließen
Foto: Stephan Köhlen

Haan. Die große Baustelle an der Kreuzung „Polnische Mütze“ ist nicht zu übersehen und jeder Autofahrer, der dort vorbeikommt, kann den Fortschritt der Bauarbeiten beobachten. Dagegen scheint kaum jemand wahrzunehmen, welch aufwendige Bauarbeiten hinter dem unscheinbaren Bauzaun und den Bauhäuschen vor der A 46 an der Elberfelder Straße vor sich gehen, ist doch von der Straße aus nichts davon zu merken. Dort nämlich sind mächtige Maschinen dabei, ein Rohr unter der Autobahn hindurch zu verlegen. Rohrvortriebsverfahren wird die Art und Weise genannt, wie das Rohr unter die Autobahn kommt.

„Das ist ein Bohrer, der sich durch das Gestein bohrt“, erklärt Harald Buß von der örtlichen Bauüberwachung. Dieses Gestein wird zerkleinert und mit Wasser aus dem Bohrloch heraustransportiert, damit die zwei Meter langen Rohrstücke verlegt werden können. „Wir schaffen drei Meter am Tag, weil der Fels hier sehr hart ist“, sagt Buß. Die gewaltige hydraulische Maschine, die den Bohrer vorantreibt, kann einen Druck von 1000 Tonnen aufbauen und liegt tief in der extra dafür ausgehobenen Startbaugrube. Gerade erfährt Harald Buß, dass 36 Meter bereits geschafft sind. Das ist fast die Hälfte der 78 Meter, die es braucht, um einmal quer unter der Autobahn A46 bis zur Zielbaugrube auf der anderen Seite zu kommen. „Vorher wurden von den Vermessern die genauen Punkte angegeben“, erklärt Joscha Ranft, Bauleiter der Firma Dohrmann, die mit der Verlegung beauftragt worden ist.

Damit das Rohr auch genau da ankommt, wo es ankommen soll, sorgen Laser für die Navigation unter der Autobahn. Doch wozu werden diese großen Rohre — sie haben einen Durchmesser von 1,20 Meter — unter der A 46 verlegt? „Hier fließt das Regenwasser von der Kreuzung Polnische Mütze durch“, erklärt Buß, der auch für die Planung verantwortlich ist. Die Rohre werden also für die Entwässerung der Kreuzung gebraucht. Dieses Wasser sowie das Regenwasser, das von einem Teilabschnitt der A46 stammt, fließt in das Regenrückhaltebecken auf der südlichen Seite der Autobahn. „Man hat festgestellt, dass es zu viel Wasser für die Größe des Beckens ist“, weiß Buß, und Thorsten Fischer, Bauleiter der Stadt Haan, fügt hinzu: „Deshalb wird es um das Dreifache vergrößert.“ Am Ende wird das Rückhaltebecken 9600 Kubikmeter Wasser fassen können. Das Regenrückhaltebecken ist bereits 25 Jahre alt. So wird im Zuge der Vergrößerung auch gleich der sich über die Jahre angesammelte Schlamm entsorgt. „Es sind 1500 Kubikmeter Schlamm.“ Der muss erst einmal entwässert werden, bevor man ihn auf Lkw laden und ordnungsgemäß entsorgen kann. Da das Wasser zum Großteil von der Autobahn kommt, sind die Rückstände im Schlamm, wie Abrieb von Autoreifen oder Öl, alles andere als gesund. Damit auch weiterhin das Rückhaltebecken für entsprechende Arbeiten außer Betrieb genommen werden kann, wird gleich noch ein Umlaufkanal verlegt. „Der Kanal wird 210 Meter lang“, verrät Joscha Ranft. Hierfür werden ebenfalls Rohre aus Stahlbeton mit einem Durchmesser von 1,20 Meter benutzt. So heißt es dann am Ende der Bauarbeiten: Rohr frei für das Regenwasser.

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