Eröffnung der Bahnstrecke Ohligs-Hilden vor 125 Jahren Mit der neuen Strecke kam auch der Ärger

Hilden. · Am 3. Januar 1894 wurde die Bahnstrecke zwischen Ohligs und Hilden eröffnet. 

 Ein alter Dampfzug kämpft sich mühsam am Bahnübergang Pungshausstraße vorbei.

Ein alter Dampfzug kämpft sich mühsam am Bahnübergang Pungshausstraße vorbei.

Foto: Stadtarachiv Hilden/Stadtarchiv Hilden

1874 bekam Hilden Anschluss an die Eisenbahn – dank der privaten Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft Köln. Ihre Strecke Mülheim/Ruhr-Speldorf – Troisdorf ist bis heute eine wichtige Güterzugstrecke, die die Nordsee mit Genua verbindet. Gut 19 Jahre später am 3. Januar 1894, also vor 125 Jahren, wurde die Strecke zwischen Hilden und Ohligs sowie zwischen Solingen und Remscheid (mit der Müngstener Brücke) eröffnet. Hilden wurde dadurch zum Abzweigebahnhof. „Das war der lange geforderte Anschluss des Bergischen Landes an den Handelsplatz und Rheinhafen Düsseldorf“, erläutert Bernt Morbitzer. Der Hildener hat die Geschichte des Streckenabschnitts Hilden – Ohligs erforscht.

Die Eisenbahn hat den 69-Jährigen von Kindesbeinen an fasziniert: „Wir haben in der Nähe eines Düsseldorfer Bahnhofs gewohnt.“ Bernt Morbitzer hat die gewaltigen Dampfloks bewundert, wie sie bis 1963 die damals noch steilste Hauptstrecke Europas von Erkrath nach Hochdahl überwanden. Modellbahnen haben den Hildener nie interessiert, dafür aber die Eisenbahn-Geschichte vor seiner Haustür. Rund viereinhalb Jahre hat er im Stadtarchiv Hilden und im Landesarchiv in Duisburg recherchiert.

 Die gewerbereichen Städte und Gemeinden des Bergischen Landes wollten einen direkten Schienenanschluss nach Düsseldorf. 1889 genehmigte der preußische Staat die fehlenden Streckenabschnitte Hilden – Ohligs und Solingen – Remscheid. „Er machte aber zur Bedingung, dass die beteiligten Kommunen den erforderlichen Grund und Boden kostenlos zur Verfügung zu stellen hatten“, hat Morbitzer herausgefunden: „Für Hilden ging es um rund 72 000 Reichsmark.“ Das sei sehr viel Geld für die Kommune gewesen: „Die Finanzierung reichte bis in die 1930er Jahre.“ Der Streckenabschnitt Hilden – Ohligs wurde am 3. Januar 1894 in Betrieb genommen. „Die Offiziellen waren wegen der Finanzierung so sauer, dass sie den Eröffnungszug mit Vertretern der Bahndirektion und Regierung boykottierten. Als dieser im Bahnhof Hilden einlief, stand kein Begrüßungskomitee auf dem Bahnsteig. Deshalb fuhr der Zug nach kurzem Halt sofort weiter.“

Die katholische Gemeinde
hatte ein Krankenhaus eröffnet

Nicht nur wegen der Finanzierung, auch wegen der Streckenführung gab es Ärger in Hilden. „Die katholische Gemeinde hatte an der Schützenstraße ein Krankenhaus eröffnet“, hat der Heimatforscher herausgefunden: „Die Bahnstrecke führte unmittelbar an der Klinik vorbei, verursachte Belästigungen durch Rauch und Lärm und nahm dem Krankenhaus auch noch Erweiterungsmöglichkeiten. Die Stadt hat sich deshalb lange im Planungsverfahren um eine andere Streckenführung bemüht – erfolglos.“ Die Strecke Ohligs – Hilden war zunächst eingleisig und als Nebenbahn klassifiziert, wurde aber schon bis 1897 zur Hauptbahn ausgebaut und umgewidmet. „Das war der eigentlich Grund für den Ärger mit der Finanzierung“, erläutert der Eisenbahn-Forscher: „Hilden war der Ansicht, getäuscht worden zu sein., weil die Kosten für wichtige Hauptbahnen in der Regel vollständig durch die Staatsbahn getragen wurden.“ Der Abschnitt zwischen Solingen und Remscheid konnte erst gut dreieinhalb Jahre später am 15. Juli 1897 frei gegeben werden, weil der Bau wegen der topographischen Verhältnisse viel schwieriger war.

Zwischen 1914 und 1925 wurden die Gleise auf einen Damm verlegt. Folge: Die Bahnübergänge am Rand der Innenstadt mussten durch Eisenbahn-Überführungen ersetzt werden, was den Hildenern die lästigen Wartezeiten vor geschlossenen Schranken ersparte. Gleichwohl gab es erneut Ärger mit der Bahn. „An der Schützenstraße wollte die Bahn auf eine Überführung verzichten. Nach ihren Plänen sollte der Bahndamm die Schützenstraße in zwei Teile zerschneiden. Die Stadt war dagegen, musste aber rund 10 000 Mark aus eigener Tasche bezahlen, um auch an dieser Stelle den Bau einer Eisenbahn-Überführung zu erreichen.“ Mit der S 7 erhielt Hilden Anschluss an den Flughafen Düsseldorf – und an die große weite Welt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort