Ausgewogenes Bild der drei göttlichen Tugenden

7920 Mitglieder zählt die evangelische Kirchengemeinde Haan, mehr als 400 betätigen sich ehrenamtlich.

2014 feierte die evangeIische Kirche in Haan das 150-jährige Bestehen der Kirche an der Kaiserstraße. In seiner Jubiläumsansprache lobte der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, vor allem den allseits gelebten ökumenischen Gedanken der Gemeinde. Egal, welcher Herkunft, welchen Glaubens, welcher Religionszugehörigkeit — für das protestantische Haan gilt: „Belonging before believing“ — Man darf zur Gemeinde gehören, bevor man glaubt. Wer Pfarrer Christian Dörr kennt, ihn in seiner beruflichen Funktion, aber auch als Privatmensch erlebt, spürt genau: dieser Mensch lebt seine Profession und liebt seine Gemeinde.

Vermutlich geht es den meisten seiner Amtskollegen so und doch kann Dörr ganz klar benennen, warum er glaubt, dass die Haaner sein urchristliches Verständnis in besonderer Weise teilen. „Es geht um Glaube, Liebe, Hoffnung. Schon als Kind und später während meiner beruflichen Laufbahn habe ich feststellen müssen, dass viele Gemeinden einseitig gelastet sind. In Haan gibt es ein wunderbar ausgewogenes Bild dieser drei göttlichen Tugenden.

7920 Mitglieder zählt die evangelische Kirchengemeinde Haan derzeit, über 400 betätigen sich ehrenamtlich, betreiben den „Eine Welt Laden“ oder engagieren sich in der Jugendarbeit. Janine Preuß—Sackenheim gehört zum Presbyterium und zur Redaktion der Kirchenzeitung „kirche:heute“.

Für die zweifache Mutter ist es keine Frage, sich in der christlichen Arbeit einzubringen. Schon häufig haben sie und ihre Familie selbst von den zahlreichen Angeboten profitiert. „Unsere Kinder haben einen der evangelischen Kindergärten besucht. Im Rahmen dessen haben sie auch als Vorschulkinder an dem Projekt ,Tod & Trauer’ teilgenommen, in dem ihnen auf sehr sensible und altersgerechte Art und Weise dieses Tabuthema nahegebracht wurde.“ „Bei uns“, sagt Christian Dörr, „sind alle willkommen.“ Das Abendmahl erhält jeder, der es erhalten möchten, die Gottesdienste sind offen.

Im Gegensatz zur katholischen, herrscht in der evangelischen Kirche das demokratische Prinzip: Es wird von unten nach oben gewählt. In Haan entscheidet ein 18-köpfiges Presbyterium, bestehend aus den vier Pfarren und 14 Gemeindemitgliedern, über Projekte, trifft aber auch lokale Grundsatzentscheidungen, wie etwa über die Frage nach der Segnung homosexueller Paare. Neuen Ideen gegenüber zeigt sich die Haaner Kirchengemeinde stets weltoffen — sofern sie dem christlichen Glauben unterliegen. Es geht nicht um die christlich festgelegte, dogmatische Lehre, sondern um Interpretationsfreiräume.

Gemeindemitglied Nicole Froemer ist aus diesem Grund 2004 vom katholischen zum evangelischen Glauben konvertiert: „Ich habe Probleme gehabt mit der katholischen Politik der Verhütung, dem Zölibat, der Stellung der Frau und der generellen Engstirnigkeit. Hier in der evangelischen Kirche darf ich theologische Themen kontrovers diskutieren, mich zu Teilen des Buddhismus bekennen.“

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