Haan Am Alten Markt scheiden sich die Geister

Haan · Sein Kopfsteinpflaster ist eine Stolperfalle für ältere Menschen. Doch jetzt hat eine Arbeitsgruppe eine Lösung erarbeitet, wie auch Leute mit Rollator ungefährdet von der einen Seite des Alten Marktes auf die andere gelangen können.

 Das Kopfsteinpflaster auf dem Alten Markt macht für viele Betrachter den Charme des Platzes aus, birgt aber auch Gefahren.

Das Kopfsteinpflaster auf dem Alten Markt macht für viele Betrachter den Charme des Platzes aus, birgt aber auch Gefahren.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

. Wenn der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr am Dienstag, 4. August, um 17 Uhr im Schulzentrum Walder Straße zu seiner Sitzung zusammenkommt, dann wird es auch um das Handlungskonzept für die Innenstadt gehen – genauer gesagt um den Alten Markt. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Verwaltung und Politik hat in den vergangenen Tagen einige drängende Fragen dazu angepackt und Vorschläge erarbeitet. Aus Teilnehmerkreisen ist zu hören, dass es dabei in einem wichtigen Punkt Fortschritte zu geben scheint: die Nutzbarkeit des Platzes für Senioren oder gehbehinderte Menschen.

Die hatten sich in der Vergangenheit immer wieder beschwert, dass der Alte Markt mit seinem Kopfsteinpflaster zwar schön aussehe, aber mit Rollator überhaupt nicht zu begehen sei. Lauter Unebenheiten, dazu teils noch rutschig: „Da muss man schon ganz schön risikobereit sein, wenn man dort hinüber will“, hatte unter anderem der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Karlo Sattler, bemängelt.

Ein anderes Pflaster aufzubringen – dafür würde sich zurzeit wohl keine politische Mehrheit finden, denn Politik wie Verwaltung ist im allgemeinen der Auffassung, dass das historische Pflaster den Charakter des Alten Marktes unterstreiche. Es sei schließlich nicht der Neue Markt, hieß es immer mal wieder.

Der jetzt entwickelte Lösungsansatz könnte jedoch zum Tragen kommen. Er sieht vor, im Randbereich des Platzes das Pflaster so auszutauschen, dass Menschen mit Gehhilfen barrierefrei von der einen auf die andere Seite gelangen können, bei einem überschaubaren Umweg. Das wäre optisch kein großer Einschnitt, der Charakter des Platzes bliebe erhalten – und das drängende Problem der Begehbarkeit wäre gelöst.

Kontrovers dürfte es dagegen in einem anderen Punkt werden. Der parteilose Ratsherr Peter Schniewind hat es jetzt in einem Schreiben an den Ersten Beigeordneten Engin Alparslan so angekündigt: „Die Arbeitsgruppe hat diskutiert, ob der Alte Markt alt bleibt oder neu werden soll. Auch macht sich diese Arbeitsgruppe Gedanken darum, wie und wo man einen moderneren Wasserspender platziert. Dass die Busse die Aufenthaltsqualität stören, dass die Sichtbeziehung von der Kirche zum Alten Markt durch die Busse völlig gestört ist, darüber darf dieser Arbeitskreis aber nicht nachdenken und nicht diskutieren.“

Schniewind übt harsche Kritik am Verhalten des Beigeordneten

Schniewind ist sauer: Schließlich sei auch die „Reduzierung der Verkehrs- und Lärmbelastung“ ein Ziel des Handlungskonzepts Innenstadt, betont der Politiker. So habe es der Fachausschuss 2015 jedenfalls beschlossen. Alparslan ignoriere diesen und andere Beschlüsse jedoch einfach. Zudem sei er ebenfalls nicht bereit, „für die Steigerung der Lebensqualität in der Haaner Innenstadt auch nur ansatzweise über eine Verlegung der Bushaltestelle“ am Alten Markt nachzudenken.

Die Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) wiederum geht in die Sitzung mit der Forderung: „Gutes verbessern, nicht zerstören.“ Sie kritisiert, „dass das, was sich Verantwortliche des Technischen Dezernats an Gestaltung auf dem Alten Markt gedacht hatten, von den aktiven Nutzern des Alten Marktes kritisch gesehen wird“. Dazu gehört laut WLH „die angedachte ersatzlose Entfernung des Karussells, welches für alle Kinder der Magnet ist“, aber auch die angedachte Fontäne statt des kleinen Brunnens: „Eine Fontäne würde bereits bei leichtem Wind das Nutzen der benachbarten Außengastronomie zu einem tatsächlich feuchtfröhlichen Ereignis werden lassen und das Gehen zur Rutschpartie machen“, so Fraktionschefin Meike Lukat.

In der AG Innenstadtgestaltung habe die Verwaltung zudem weiterführende Vorschläge gemacht,, die „für absolutes Unverständnis“ gesorgt hätten – so beispielsweise ein Abrücken der Außengastronomie von den Hauswänden zum Platzinneren. Zahlreiche Aktive der ersten Innenstadtkonferenz im Juni 2014 hätten den Alten Markt als „schönsten Ort in der Innenstadt“ bezeichnet, hebt die WLH im Vorfeld der Sitzung noch einmal hervor und betont: „Wir möchten am Alten Markt nicht Gutes zerstören.“

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