800 närrische Damen stellen Hilden auf den Kopf

Die Kniebachschiffer feierten bei der Sitzung in der Stadthalle ein rauschendes Fest.

800 närrische Damen stellen Hilden auf den Kopf
Foto: Anne Orthen

Hilden. Der beliebte Eisbrecher-Song stimmte nicht so ganz: „Ich bin nur ne kölsche Jung“ geht zwar ins Ohr, doch es waren wahrlich keine Kerle, die dies in der Stadthalle schmetterten, sondern Hildener Mädchen und darüber hinaus noch viele Närrinnen aus den Nachbarstädten. Diese aber fast ganz unter sich — bei der Damensitzung gestern Nachmittag wurden nur wenige männliche Exemplare gesichtet — und die meist auf der Bühne.

Die 800 jecke Wiewer brauchten nicht sehr lange, um den ersten Höhepunkt zu erklimmen. Der bunte Saal wogte wie eine riesige Karnevalswelle vor Vergnügen. Die feschen Jungs der Funken Rot-Weiß aus Gleuel mit ihren 60 Mitgliedern entzückten nicht nur mit einem Schuhplattler die Herzen der Damenwelt, sondern auch noch mit einigen weiteren feschen Tanzeinlagen. Und als auch noch Prinz Benedikt I. wie ein Floh gekonnt zur Musik rumsprang und seine Prinzessin Viola I. es ihm gleichtat, gab es kein Halten mehr im Saal. Dank einem Super-Programm hielt sich diese Stimmung bis zum bitteren Ende gegen 19 Uhr.

Spaß hat es gemacht, weil es abwechslungsreich, frech und lustig war. Kompliment an die Veranstalter, die KG Kniebachschiffer. Immerhin war es die 33. Sitzung für Hildens Frauenwelt. Und da ließen die Organisatoren sich nicht lumpen. Ob nun Redner und Sänger Christian Pape die Figurprobleme der Mädels auf die Schippe nahm: „Dünne Frauen finden sich mollig, mollige finden sich dick, und dicke Frauen meinen, Leggins anziehen zu müssen“ oder ob er mit Pullunder-Wunder Stefan Biedermann einen kleinen Hausputz-Tanz hinlegte — das Bühnengeschehen kam an. So gut, dass Pape sein Publikum sogar dazu brachte, das Kinderlied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ voller Enthusiasmus mitzusingen. Witzig auch die beiden Rentner Willi und Ernst in ihrem unsäglichen Opi-Outfit und der ungebrochenen Lust auf Erotik, die bei den Frauen gut ankam. Im Zwiegespräch erzählten die beiden Witze und zitierten aus der Apothekerzeitschrift, dass es ein Vergnügen war. Die ansehnlichen Jungs von der Musikband Köbesse hatten sehr leichtes Spiel unter den 800 Frauen, die sehr bald auf den Stühlen tanzten und den kölschen Jungs zujubelten. Diese beherrschten das gesamte Karnevals-Evergreen-Repertoire aus dem Effeff. Nicht zuletzt sorgte die Live-Band Snowbirds fünf Stunden lang für prima Musik und viele viele Tuschs. 22 und 25 Euro Eintrittspreis für fünf Stunden hochwertiges Programm fanden wir absolut nicht zu viel.

Kaum einer kam ohne. Ganz putzig vier Freundinnen, die als „knackiger Weibersalat“ ganz in Grün mit viel Gemüse auf dem Kopf kamen — nicht zu vergessen die Knorr-Fix-Soßen-Mischung am Hut. „Wir plädieren für gesundes Essen, besonders nach den ausschweifenden Karnevalstagen“, sagte Gisela Wagner. „Außerdem finden wir, wir sind jetzt im knackigen Alter“, ergänzte Resi Pöter. Was die vier Hildenerinnen da so ausgesprochen hübsch präsentierten, war alles selbst gemacht und erfunden und deshalb ganz besonders toll. „Wir machen das jedes Jahr so“, bekannten die Freundinnen, ehe sie schnell zum Schunkeln eilten. Vor allem die Serie Navy CIS hat ihre Spuren im deutschen Karneval hinterlassen. Cops und FBI waren zahlreich unterwegs, wie beispielsweise Marlies Hoffmann. Sie war mit zehn Freundinnen aus Haan dabei. Alle sehr cool mit verspiegelter Piloten-Sonnenbrille und Schlagstock am Gürtel. Den, so erklärten die Damen, wolle man aber nicht während der Sitzung einsetzen, sondern frühestens am Abend zu Hause. Na, da durften die Herren Ehegatten sich ja auf was gefasst machen. Gruftis, Bienen, Prinzessinen, Indianerinnen und sogar eine Reihe Robin Hoods waren unter den Besucherinnen auszumachen.

Selten so abwechslungsreich gespeist bei einer Sitzung. Außer Frikadellen, Senf-rostbraten, Würstchen und Kartoffelsalat sowie Karoffengratin gab es auch hübsch angerichtete Käseplättchen mit Trauben, Mettbrötchen, Marmorkuchen und Erdbeertorte sowie Berliner. Dafür gesorgt hatte der Langenfelder Partyservice Wirtz. Die Preise waren zivil: Kaffee: ein Euro, Berliner: ein Euro, Schnitzelteller: sechs Euro und Bockwurst 2,50 Euro.

Ein rauschendes Fest! Uuuiiii — war dat schön!

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