105 000 Patienten in 30 Jahren

Michael Lipke, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin am Hildener St. Josefs Krankenhaus, geht in den Ruhestand.

Hilden. Nahezu jeder Hildener ist — statistisch gesehen — schon zweimal von Dr. Michael Lipke behandelt worden.

Bei jährlich etwa 3500 Patienten in der Abteilung für Innere Medizin im St. Josefs Krankenhaus sind das in seiner 30-jährigen Dienstzeit als Ober- und Chefarzt (seit 1. April 2005) der Abteilung rund 105 000 Patienten. Hilden hat etwa 55 000 Einwohner.

Mehr Patienten werden es nicht. Denn am Dienstag ist der gebürtige Paderborner in den Ruhestand verabschiedet worden. Sein Nachfolger wird Klaus Generet. Der neue Chefarzt war zuletzt niedergelassener Arzt am Malteser Krankenhaus in Simmerath.

„Der Chefarztvertrag ist schon unterschrieben“, sagt Gregor Hellmons, Geschäftsführer des Kplus-Verbundes, zu dem auch das Hildener Krankenhaus gehört. Seinen Dienst wird er am 1. Januar antreten.

Bis dahin wird Lipke sein Büro geräumt haben. Neben persönlichen Gegenständen nimmt er viele positive, aber auch negative Erinnerungen mit. „Das Schlimmste in meiner Dienstzeit war, als eine junge Mutter mit ihrem toten Baby im Arm zu uns kam, und wir sollten es retten“, sagt der Mediziner. „Wir können nicht alle retten. Aber den meisten Patienten können wir helfen.“

Die positiven Erinnerungen überwiegen — „bei Weitem“, sagt Lipke. Erst kürzlich sei er beispielsweise beim Schnee schüppen von einem Mann angesprochen worden, der sich für die gelungene Behandlung bei ihm bedanken wollte.

Diese Erlebnisse sind es, die für ihn den Arztberuf ausmachen — und die familiäre Vorbelastung: „Mehrere Onkel und Tanten von mir waren Ärzte“, sagt Lipke. Und diese Familientradition setzt sein jüngste Tochter fort. „Wenn mir der Beruf nicht gefallen würde, hätte ich es ihr ausgeredet“, sagt er.

„Dr. Lipke passt genau zum Slogan des Kplus-Verbundes“, sagt dessen Geschäftsführerin Ute Knoop. Er sei „menschlich, kompetent, nah“. Knoop: „Er hinterlässt eine große Lücke.“

Denn er ist nicht nur Chefarzt und Ärztlicher Direktor, auch als langjähriger zweiter Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer des St. Josefs Krankenhauses, als Vorstandsmitglied des Vereins Tumorzentrum Kplus und als Gründungsmitglied des Ethik-Komitees im Kplus-Verbund engagiert er sich.

Zugesagt hat Lipke sein weiteres Engagement noch nicht. Schließlich gibt es für den begeisterten Hobbyfotografen und Wohnmobilfahrer alternative Betätigungsfelder im Ruhestand. Ein Umstand wird ihn allerdings noch über seine Dienstzeit hinaus an das Hildener Krankenhaus binden: „Meine Frau arbeitet in der Röntgenabteilung und ist viel jünger als ich“, sagt Lipke.

Für ihn ist die Medizin „eine interessante Verbindung von Technik und Menschen“. Er ist „ein wunderbarer Mensch, der sich für jede Aufgabe bereiterklärt“, sagt Knoop. Und „er hinterlässt seinem Nachfolger einen gut bestellten Weg“, sagt Hellmons. Aber er ist auch Großvater, der sich seinen Enkeln widmen möchte, den Ehrengästen bei der Verabschiedung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort