Für mehr Lohn ins Ausland

Weil sie in der Schweiz besser verdienen kann, will Krankenschwester Marketa Machacova dorthin auswandern. Wie sie denken viele über einen Wechsel ins Ausland nach.

Kreis Mettmann. Ein paar Umzugskisten stehen bereits in der Wohnung von Marketa Machacova. „Ich habe schon mehrere Sachen eingepackt“, sagt die 33-Jährige und lächelt. Es ist ein Lächeln der Vorfreude.

In einem halben Jahr soll es für Machacova losgehen. Doch die Ratingerin zieht nicht etwa in eine andere deutsche Stadt, sie wechselt gleich das ganze Land. „Ich habe mich entschieden, in die Schweiz auszuwandern“, sagt sie.

Mit diesem Vorhaben ist Machacova nicht allein. Immer mehr Deutsche kehren ihrer Heimat den Rücken und wandern aus. Lag die Zahl der Fortzüge aus Deutschland im Jahr 2001 noch bei 110 000, stieg sie bis 2008 auf rund 174 000 an.

Vergleicht man die Bundeszahlen mit der Auswanderstatistik des Kreises Mettmann, lässt sich ein ähnlicher Trend feststellen. Wanderten 2001 rund 2200 Menschen aus dem Kreis ins Ausland aus, waren es 2008 rund 3400.

Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sind vor allem bessere Berufs- und Einkommensperspektiven im jeweiligen Zielland der Grund, warum sich Deutsche für das Auswandern entscheiden. Auch für Machacova, die ausgebildete Krankenschwester ist, spielte das Gehalt eine Rolle. „Erst wollte ich nach Österreich, aber dort verdient man das Gleiche wie hier. In der Schweiz sieht es da besser aus“, sagt sie. Als Krankenschwester kann sie dort 3000 Euro netto verdienen.

Noch wichtiger ist für sie allerdings die berufliche Weiterentwicklung. „Die Schweiz ist so weit, was das Gesundheitswesen angeht. Dort habe ich die Möglichkeit, viele neue Erfahrungen sammeln“, sagt die 33-Jährige.

Holger Hinte, Leiter für Publikationen am Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit in Bonn, kann das bestätigen: „Heute wird eben auch für Deutsche der Wechsel ins Ausland zusehends normaler. Längere Auslandsaufenthalte, angefangen schon in Schule und Studium, werden in den Biografien immer wichtiger.“

So sehr das Ausland auch lockt, — was das Jahr 2009 betrifft, zeigt sich ein Rückgang der Auswandererzahlen — sowohl auf Bundesebene als auch im Kreis. Dies, so vermutet das Bundesamt für Migration, sei vor allem auf die leicht angestiegene Zahl an Rückkehrern zurückzuführen.

Denn nicht immer ist der Abschied von Deutschland für immer. Viele deutsche Auswanderer planen, irgendwann wieder in ihre Heimat zurückzukehren. „Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass die Auswanderer Deutschland auf Dauer fern bleiben. Es ist eher so, dass man mit wachsender Bereitschaft für ein paar Jahre ins Ausland geht, aber häufig von vornherein einplant, eines Tages wieder zurückzukommen“, sagt Hinte.

Die Option zur Rückkehr hält sich auch Machacova offen. Ihr langfristiges Ziel ist es jedoch, dauerhaft in der Schweiz zu leben. Davon muss aber erst die Familie überzeugt werden — denn Machacovas Mann und ihre beiden Kinder bleiben vorerst in Deutschland. „Meine Kinder wollen hier im Moment nicht weg. Sie gehen beide in die Grundschule und haben hier ihre Freunde“, sagt Machacova.

Ob aus der Schweiz eine dauerhafte Heimat wird, macht Machacova aber auch von ihrem zukünftigen Job abhängig. Bisher hat sie sich als Krankenschwester bei verschiedenen Schweizer Zeitarbeitsfirmen beworben. In den kommenden Wochen wird sie Bescheid bekommen und sich dann für eines der Angebote entscheiden.

Doch ein wenig Restunsicherheit bleibt. Denn Machacova hat mit dem Auswandern auch schon schlechte Erfahrungen gemacht — und zwar in Deutschland. Vor zehn Jahren kam die gebürtige Tschechin hierher, mit einer Qualifikation als ausgebildete Krankenschwester.

„Es hat sieben Jahre gedauert, bis meine Berufsausbildung in Deutschland anerkannt wurde. Das war eine sehr harte Zeit. Ich musste so für die Anerkennung kämpfen“, sagt Machacova. In der Schweiz, so hofft sie, soll es diesmal besser laufen. „Mal gucken, wie weit ich komme“, sagt sie und lächelt.

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